Bestzeit beim 49. Schwarzwald Marathon

Der 49. Schwarzwald Marathon in Bräunlingen war auch dieses Jahr für mich eine Pflichtveranstaltung. Wenn man so einen geschichtsträchtigen Lauf durch den schönen Schwarzwald direkt vor der Türe hat versteht es sich von selbst an diesem teilzunehmen. In den Wochen vor dem Marathon hatte man zusammen mit dem veranstaltenden Verein die Möglichkeit zwei Mal auf der originalen Strecke zu trainieren. Ich hatte diese Möglichkeit öfters genutzt, auch mal mit ein bisschen Tempo aber hauptsächlich um Kilometer für Kilometer zu sammeln.

Sonntagmorgen 9:30 Uhr war es dann soweit. Zusammen mit über 300 weiteren Startern stand ich in der Startbox des Schwarzwald Marathons. Ich begrüßte die bekannten Gesichter aus der Gegend. Ist der Schwarzwald Marathon doch auch immer ein großes Treffen der lokalen Laufvereine. Ein kurzer Plausch über das Wetter, die Ziele für heute und die vergangenen Läufe. Mein Ziel war es unter die 3 Stunden zu kommen. Ich hatte in den letzten Wochen seit dem AlpenX100 einfach das Tempotraining etwas vernachlässigt und war auch in Sachen Ernährung etwas undiszipliniert und wusste deshalb überhaupt nicht wo ich eigentlich stehe. Die Zwischenzeiten hatte ich mir grob aufgeschrieben. Der Plan war es die erste Hälfte schon im 3 Stunden Tempo anzugehen, trotz der 460 Höhenmeter Anstieg um dann auf der zweiten Hälfte etwas Puffer zu haben oder auch eventuell zu langsame Kilometer nicht zu hektisch wieder rauslaufen zu müssen.

Konzentration vor dem Start
Konzentration vor dem Start
Start
Start

Ein kurzer Countdown und schon knallt auch die Starterpistole durch die Luft. Von der Stadthalle geht es auf dem ersten Kilometer noch durch Bräunlingen. Von allen Seiten feuern einen die Leute an der Straße an. Bis nach Bruggen bei Kilometer 3,3 ist die Strecke noch flach neben der Landstraße her, ich will hier die ersten Kilometer gleich ein paar Sekunden gut machen und lasse mich vom irren Tempo der Führungsgruppe mitreißen.

Locker bleiben am Start
Locker bleiben am Start

Ich erreiche die Abzweigung zum ersten Berg nach unter 12:40 Minuten. Viel zu schnell natürlich. Mit diesem Tempo geht es in den ersten Anstieg nach Hubertshofen. War ich bis hierhin mit Marcel gelaufen beginnt er plötzlich Gas zu geben. Ich lasse mich nicht mitreißen und konzentriere mich auch bei der Steigung mein Tempo zu halten. Nach Hubertshofen taucht man als Läufer dann in den dunklen und schier endlosen Schwarzwald ab. Immer höher windet sich der Kurs. An der 2. Verpflegung bei Kilometer 10 steigt Lars dann mit dem Fahrrad ein und begleitet mich ab hier. Ich passiere die 10 km Marke nach 40:50 Minuten. Voll im Plan auf sub 3 Stunden.

Ein kurzer Lichtblick aus dem einsamen Wald ist das Stimmungsnest auf der Landstraße am ersten Wechselpunkt der Staffel und der Teilung zwischen Halbmarathon und Marathon. Anschließend biegt der Marathon Kurs wieder ab in den dunklen Wald und man ist wieder allein. Zum Glück hat sich zu diesem Zeitpunkt ein weiterer Läufer an mich heran gekämpft und wir laufen nun die nächsten Kilometer gemeinsam. Das tut gut und pusht einen auf dieser Strecke nach vorne. Die Kilometer loggen sich nun das erste Mal über dem angepeilten 4:15 Minuten Schnitt ein, aber ich habe ja ein kleines Polster rausgelaufen. Körperlich fühle ich mich hier aber das erste Mal nicht gut heute und der Kopf spielt auch ein bisschen verrückt. Innerlich überlege ich mir auf eine sub 3:15 zurück zugehen und die Ausreden mir schon gedanklich festzulegen. („Zu wenig Tempoeinheiten“, „Es war eine harte Saison“, „Es muss ja nicht immer Vollgas sein“.) Doch ich schaffe es den Kopf relativ schnell abzuschalten und er gibt wieder Ruhe. So rase ich weiter durch den Wald.

Endlich in Oberbränd angekommen gibt es neben einer Verpflegung auch die nächsten 1,5 Kilometer zur Erholung. Doch ich nutze sie nicht zur Erholung, sondern lasse weiter die Beine laufen. Im Kopf weiß ich, dass es jetzt noch drei harte Anstiege sind. Der erste führt uns kurz vor der Halbmarathonmarke bis hinauf zu den Tennisplätzen nach Oberbränd. Wollte ich hier eigentlich eher Tempo rausnehmen, kann ich den Berg heute ungewöhnlich gut schlucken. Kaum das ich mich versehe bin ich bereits oben angekommen. Die Halbmarathonmarke durchlaufe ich nach 1:27:30 Stunden. Ich bin also locker im Zeitfenster der 3 Stunden. Bis Kilometer 24 sollte es nun noch weiter nach oben gehen. Nach einer langen Geraden zu Kilometer 22,5 haben wir den höchsten Punkt passiert. Wir haben hier knapp 1000m Höhe und die Temperatur sinkt gegen 0. Ein paar Höhenmeter weiter oben schneit es bereits und die Läufer hinter uns werden hier in den ersten Graupelschauer des Herbsts reinlaufen.

Bis zur offiziellen Zwischenzeit bei Kilometer 25 lasse ich es noch ordentlich laufen. Hin und wieder ermahne ich mich allerdings selbst „Nur nach Hause bringen!“ „Mach keine Faxen und konzentriere dich auf die 3 Stunden“. Lars auf dem Fahrrad neben mir schüttelt nur ungläubig den Kopf als der nächste Kilometer schon wieder unter 4 Minuten loggt. Die Zeit bei km 25 bleibt nach 01:43:53 stehen. Ein Schnitt von 4:09 Minuten/Kilometer und über 3 Minuten Vorsprung auf die 3 Stunden Marke. Nun geht es die kommenden 17 Kilometer, bis auf 2 Anstiege nur noch bergab nach Bräunlingen.

So langsam setzt sich in meinem Kopf eine Idee fest. Die 3 Stunden Marke scheint schon relativ gesichert zu sein. Von Bestzeit zu träumen wage ich mich aber noch nicht. Ich beschließe weiter laufen zu lassen was die Beine hergeben und dann am Schluss, wenn der Einbruch kommt, noch genug Puffer zu haben. Die Kilometer bleiben aber weiterhin um die 4 Minuten Marke stehen, man drunter und mal ganz knapp darüber. Als ich Unterbränd erreiche sind auch endlich wieder Leute an der Strecke und die Stimmung ist hier wie immer fantastisch. Noch 7 Kilometer sind es von hier nach Bräunlingen und ich kann mir inzwischen schon einen Schnitt von 4:30 Minuten/Kilometer auf Bestzeit erlauben. Irgendwas muss doch heute faul sein denke ich mir. Die sub 3 Stunden ist hier schon nur noch Formsache. Plötzlich taucht vor mir Marcel wieder auf und ich kann am Kirnbergsee hinab schnell wieder zu ihm aufschließen. Er scheint sich etwas verzockt zu haben und hat arge Probleme ein vernünftiges Tempo zu laufen. Er war zwischenzeitlich bis auf den 2. Rang nach vorne gelaufen, musste dies dann aber büßen. Ich versuche ihn mit aufmunternden Worten noch zu motivieren und liege nun, nachdem ich ihn überholt habe, auf Platz 6.

neu
Weil Bestzeit auch weh tut

Ein paar Meter vor ihm torkelt mein Vereinskollege Mamadou den Schotterweg hinab, auch er war viel zu schnell angegangen und von der Spitzengruppe verheizt worden. Er war im kurzen Singlet gestartet und die Kälte hatte ihm die letzten Kraftreserven geraubt. Auch ihn überhole ich mit ein paar aufmunternden Worten. Platz 5 habe ich nun sicher. Als ich aus dem Wald komme kann ich am Horizont schon Bräunlingen erkennen. Von nun an sind es noch 3 Kilometer und ich habe noch fast 20 Minuten Zeit um unter 3 Stunden zu bleiben. Das ist für heute abgehakt. Für eine neue Bestzeit habe ich noch 15 Minuten Zeit, auch das ist locker drin. Ich kann es fast nicht glauben. Nun folgt noch das letzte eklige Stück von Waldhausen nach Bräunlingen. Auf einem leicht welligen Radweg geht es, immer das Ziel in Bräunlingen im Blick, schier endlos dahin. Doch heute ist das irgendwie kein Problem. Der 4er Schnitt bleibt mir treu und ungläubig bemerkt Lars auf dem Fahrrad neben mir wie locker das Ganze doch aussieht. Noch 2 Kilometer und 11 Minuten auf Bestzeit. Ich bin mir nun sicher diese zu knacken heute. Also nochmal alles rauslaufen was geht. Die linke Wade fängt zwar an etwas zu zucken doch ich ignoriere sie. Nicht heute. Heute geht alles! Noch 1 Kilometer.

Die kleine fiese Brücke am Ortseingang sprinte ich einfach kurz weg und schon geht es dem Ziel entgegen. Ich biege auf die Zielgerade ab und genieße nur noch. Durchsprinten bis zum letzten Meter unter dem Applaus der Zuschauer. Ich erreiche das Ziel und blicke ungläubig auf die Uhr. 2:52:36 Stunden!! Das kann nicht sein. Ich bin wirklich um über 3 Minuten absolute Marathon Bestzeit auf dieser Strecke gelaufen.

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Zieleinlauf by Roger Müller

Die hat immerhin über 450 Höhenmeter und Schotter als Untergrund. Ohne spezielle Marathonvorbereitung, ohne Trainingsplan. Einfach nur eine Menge Kilometer in den Beinen mit dem einen oder anderen Tempolauf. Insgesamt bedeutet das für mich einen 5. Gesamtrang und den Sieg in der Altersklasse vor meinem Vereinskollegen Mamadou, welcher sich mit  3:00:58 Stunden noch auf den 9. Rang gerettet hatte. Auch Marcel war mit 2:57:38 Stunden noch erfolgreich unter die 3 Stunden gelaufen und konnte den Sieg in der Altersklasse U 20 feiern.

Wie ein Uhrwerk
Wie ein Uhrwerk

Sieger des Laufes wurde Seriensieger Kay-Uwe Müller (TSG Schwäbisch Hall) in einer fabelhaften Zeit von 2:34:46 Stunden vor Manfred Keine (LT Unterkirnach) und Rainer Sprich (Lauftreff Pfohren).
Zusammen mit Rainer und Mamadou bedeutete dies wie auch im Vorjahr den Sieg in der Mannschaftswertung. Zusätzlich konnte unsere 2. Garde mit Nikolaus, Jens und Jürgen den zweiten Rang der Mannschaften holen, sodass es für den Lauftreff Pfohren ein sehr erfolgreicher Tag war. Neben etlichen Altersklassen Podestplätzen räumte auch Annette Egle als Drittplatzierte Frau ab.

Podest Altersklasse
Podest Altersklasse
Podest Mannschaft
Podest Mannschaft

Fazit:

Ich bin selbst immer noch total geflasht von diesem Marathon. Niemals hatte ich mir erträumt die Bestzeit auf diesem Kurs zu schlagen. Ich kann es mir wirklich selbst nicht erklären. Das war so ein Tag wie man ihn nicht oft erwischt und alles wie von selbst läuft. Völlig ohne Druck an den Start gegangen und einfach nur den Lauf genossen. Von nichts und niemand mich ablenken lassen und dann mein Ding durchgezogen. Vielen Dank an alle die an der Strecke standen und mich anfeuernd unterstützten. Vielleicht war dieser Lauf ein Ausblick in eine Zukunft die sich eventuell demnächst auftut. Ganz nebenbei bin ich außerdem die Qualifikation für den New York Marathon 2017 gelaufen und kann mich nun für einen der Zeitplätze bewerben.

Nun heißt es so langsam die Saison ausklingen lassen und schauen was da noch so kommt. Neben dem gemütlichen Laufen in den Herbst hinein, will ich mich nun vor allem auch wieder mehr auf meine Ernährung konzentrieren und dann eine vernünftige Vorbereitung durch den Winter ziehen.

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