Bienvenue au printemps a le Trail du Petit Ballon

So langsam hält der Frühling endlich Einzug in unsere Region. Wenn die ersten Bäume blühen und die Vögel morgens langsam wieder von sich hören lassen, ist es auch Zeit für den ersten richtigen Ultratrail des Jahres. Im französischen Rouffach unweit von Colmar läd der örtliche Athletikverein jährlich zum Trail du Petit Ballon ein. Schon zum 13. Mal zieht dieser Lauf Läufer aus allen Gegenden an. Der Termin liegt perfekt im Frühjahr und ist auch für viele deutsche Teilnehmer eine Möglichkeit zu checken, was der Winter von der Form noch übrig gelassen hat.

Ich bin dieses Jahr zusammen mit Tina, Gerd, Irene und Susanne in einer Ferienwohnung in Colmar untergebracht. Vielen Dank an dieser Stelle schon einmal an die 3 fürs mitnehmen und organisieren des Ganzen. Am Samstag Mittag nehmen wir als erste schnell die Startunterlagen und unsere Präsente in Empfang. In diesem Jahr erhält jeder Teilnehmer neben der üblichen Flasche Crement auch noch einen kleinen Rucksack, dazu noch eine Cola und ein Pack Nudeln. Im Ziel bekommen die 52er dann noch eine Weste. Einfach Wahnsinn was man hier für 36€ (je nach Anmeldezeitpunkt) bekommt.

Startnummer
Startnummer

Anschließend geht es für uns zurück nach Colmar. Wir wollen noch den Decathlon stürmen. Nach einer Zeit trifft man sich an der Kasse wieder und doch hat jeder etwas gekauft. Ich habe mich mit der neuen Kalenji Trailshort eingedeckt, welche ich am nächsten Tag auch direkt testen wollte (gesonderter Bericht folgt). Gleichzeitig auch noch eine dünne Wind/Regenjacke als Pflichtausrüstung im Falle man weiß dass es definitiv nicht regnen wird.

Den Abend ließen wir dann nach gemeinsamen kochen gemütlich in der Ferienwohnung ausklingen.

Der Wecker reißt mich früh aus dem Schlaf. So richtig schlafen konnte ich aber erst in der zweiten Nachthälfte. Irgendwie war ich wohl innerlich doch etwas nervös auch wenn es mir eigentlich nicht so vorkam.

Nach kurzem Frühstück räumten wir die Ferienwohnung und auf ging es nach Rouffach. Die anderen vier starteten auf der 27 Kilometer langen Strecke und hatten so noch etwas mehr Zeit in Rouffach. In der Halle warteten wir bis es Zeit war sich an den Start zu begeben. Die Zeit war jedoch sehr kurzweilig, traf man doch einen Bekannten nach dem andren. Halb „Traildeutschland“ war hier quasi vertreten. Das Wetter war draußen leider noch etwas diesig, sodass ich bis zur letzten Sekunde die Windjacke anbehielt.

Kurz nach dem Start
Kurz nach dem Start

Dann um Punkt 9 Uhr erfolgte der Startschuss. Ich hatte mich mit Marcel recht weit vorne eingereiht, wollten wir doch direkt Tempo machen um späteren Staus zu entgehen. Die ersten Kilometer geht es in den Weinbergen um Rouffach im schnellen Wechsel auf und ab. Wir fliegen regelrecht die Berge hoch und runter, sind aber viel zu schnell. Immer wieder versuche ich Tempo raus zu nehmen jedoch gelingt mir das nicht so ganz. Marcel fliegt die Berge nur so hoch.

Free like the wind
Free like the wind

Nach 6 Kilometern erreichen wir den ersten Wald und Trail. Ich bin fast froh darüber. Nimmt der technische Anspruch doch etwas Geschwindigkeit aus dem Rennen. In einem traumhaften Märchenwald, welcher an vielen Stellen mit Moos überzogen ist schlängelt sich der Weg auf einem Trail auf und am Hang entlang. Nicht sehr technisch, aber dennoch durch das alte Laub auf dem Boden sehr mit Aufmerksamkeit zu laufen. Ein etwas übereifriger Franzose überholt uns und bezahlt direkt die Rechnung dafür als er an der nächsten Wurzel hängen bleibt. Ein kurzes Fluchen und er reiht sich brav hinter uns wieder ein.

Bei Kilometer 10 wartet die erste Verpflegungsstation auf uns. Wir kommen hier mit 52 Minuten rein. Eine geniale Zeit. Im letzten Jahr war ich knapp 3 Minuten langsamer. Ein kleiner Becher Iso und wir stürmen direkt weiter. Die Flaschen sind noch voll genug im Rucksack und so gilt es hier keine Zeit zu verschenken. 6 Kilometer bis zur nächsten Station. Im nun folgenden Aufstieg merke ich meine Beine, sehr seltsam für diesen frühen Zeitpunkt. Nehme mir aber vor etwas auf zu passen. Als wir oben sind belohnt es uns mit einem tollen Ausblick auf Rouffach und die Rheinebene. Auf dem Downhill nach Waldacker löst sich die Schnürung meines Schuhs. Ich laufe zum ersten Mal eine längere Strecke mit dem Inov8 RaceUltra 290. Schon einige Kilometer zuvor hatte ich mich über die lockere Schnürung geärgert. Nun ist der Schuh aber ganz offen. Ich binde ihn, im Nachhinein viel zu fest, wieder und hoffe das es hält. Ein Umknicken wäre aufgrund meiner Verletzung aus dem Dezember fatal. Dann kündigt uns ein Dudelsackspieler die Rückkehr in die Zivilisation an.

An der 2. Verpflegung
An der 2. Verpflegung

Wir erreichen die 2. Verpflegung bei km 16,5 nach 1:28:12 Stunden. Immer noch 3 Minuten schneller als im Vorjahr. Wir rasten wieder nur kurz und machen uns auf die Schleife auf den Petit Ballon. Erstmal aber geht es wieder durch die Weinberge der Gegend. Kein Wunder ist eine Flasche Cremant als Zugabe im Starterbeutel. Dann weißt uns ein Herr über 2 Baumstämme auf einen kleinen Trail. Der Aufstieg zum Petit Ballon beginnt. Steil geht es auf dem Trail nach oben. Zuerst laufend, dann nur noch gehend schlängelt sich die Schlange aus Läufern nach oben. Es geht mir hier noch recht gut und eigentlich fühlen sich die Beine noch gut an. Ich nutze die Gehpause um mich etwas zu verpflegen. Ein Gel und ein paar Powershots später haben wir dann auch schon den ersten „Zwischengipfel“ erreicht. Nach einem weiteren Kilometer auf flacher Strecke kommen wir an der dritten Verpflegung an. 2:27 Stunden sind bis hierhin vergangen. Inzwischen haben wir ein Puffer von beinahe 5 Minuten erlaufen. Wir verpflegen uns diesmal etwas ausführlicher, kommt nun 16 Kilometer lang nichts mehr.

War der Weg bis hierhin schneefrei, fanden wir uns plötzlich im Winter wieder. Gerade als wir den Petit Ballon stürmen wollten, zieht es Marcel plötzlich im Knie. Er kann nicht mehr weiter rennen. Er schickt mich allein weiter und so greife ich allein den letzten Aufstieg auf den kleinen Belchen an. Erst über einen breiten Forstweg, dann auf einem kleinen Trail geht es nach oben. Hier kommt dann langsam auch wieder mehr Schnee ins Spiel und der Aufstieg wird immer schwerer. Die Inov8 kommen hier an ihre Grenzen und ich muss viel Kraft aufwenden um nicht bei jedem Schritt wieder zurück zu rutschen. Dann tritt man aus dem Wald heraus und hat den kahlen Buckel des Petit Ballon vor sich. Nur wenige Läufer sind vor mir auszumachen und bescheinigen mir die weiterhin gute Platzierung. Fast den kompletten Aufstieg renne ich auf einem kleinen Grasband balancierend nach oben. Oben angekommen wie im letzten Jahr ein kurzer Gruß an die Marienstatue und ich stürze mich in den Downhill. Die Zeit 3:03:18 Stunden. 1:30 Minuten habe ich noch Vorspung auf das letzte Jahr. Der Schnee hat einiges an Zeit gekostet.

Panorama auf dem Petit Ballon
Panorama auf dem Petit Ballon

Ich will im Downhill Gas geben und einiges herauslaufen. Dieses Vorhaben wird aber direkt jäh gestoppt. Tiefer harscher Schnee bedeckt den Trail hinab vom Petit Ballon. Ich versuche so gut es geht neben dem ausgetrampelten Weg durch den tiefen Schnee Gas zu geben, dennoch kann ich nicht so schnell wie im letzten Jahr hinab. Im Geiste erscheint mir da plötzlich Robert, welcher an dieser Stelle später seinen Spaß haben wird. Sein Grinsen und das verdutzte Gesicht der Läufer die er hier überholen wird kann ich mir bildlich vorstellen. Am Parkplatz ist der Vorsprung schon auf 30 Sekunden geschrumpft. Ich kann meinen eigenen Schatten bereits im Nacken spüren. Nun folgt man einer Forststraße für 3 Kilometer immer bergab. Ich will Tempo machen, doch plötzlich habe ich große Schmerzen am rechten Spann. Die Inov8 machen mir Probleme. Zu eng geschnürt. Ich muss stehen bleiben und neu schnüren. Doch nicht nur das kostet einiges an Zeit. Der Weg nach unten ist vereist und somit mit einiger Vorsicht zu laufen. Ich kann nicht wie gewollt laufen lassen. Mein Schatten fliegt an mir vorbei. Das Col de Boenlesgrab markiert das Ende der Petit Ballon Runde. Einige Läufer machen sich hier erst auf den Weg nach oben, als wir schon wieder herunter kommen. Ich bin hier nach 3:23 Stunden wieder unten. Über 1:30 Minuten habe ich aufgrund der Strecke hier verloren. Es geht weiter bergab. Bis zur vierten Verpflegung bei Osenbach folgt der Weg hier fast ausschließlich den Forststraßen. Meine Beine sind schon etwas müde vom hohen Anfangstempo und ich muss hier wirklich schon kämpfen. Nach 4:01:30 Stunden bin ich wieder am reichhaltigen Buffet angekommen.

Im Kopf habe ich noch 10 Kilometer und 47 Minuten Zeit. Eigentlich möglich denke ich mir und beschließe noch etwas Gas zu geben. An einem Brunnen vorbei, welchen ich zur kurzen Erfrischung nutze geht es auf die letzte Forststraße. Um den Berg herum schlängelt sich diese in Richtung Rouffach. Die ersten 2 Kilometer geht dieser Plan auch auf. Dann folgt im Wald ein steiler und langer Anstieg. Ich stehe plötzlich vor einer Wand. Ich habe mich verzockt. Alles auf eine Karte gesetzt und nun die falsche gezogen. Nur mühsam komme ich gehend die Steigung nach oben und verliere hier endgültig die Chance auf eine neue Bestzeit. Unter 5 Stunden werde ich auf jeden Fall ins Ziel kommen und so beschließe ich die letzten Kilometer noch etwas zu genießen.

Ein kurzer Anstieg noch zur letzten Verpflegung, welche ich komplett links liegen lasse und dann geht es schon hinab auf die letzten 2 Kilometer nach Rouffach. Ich bin glücklich wieder so gut durchzukommen und genieße die Frühlingssonne auf der Haut. Noch 1 Kilometer. Die Straßen von Rouffach empfangen uns. Vor dem Zieltor werden die Menschen wieder mehr und jubeln uns zu. Ich überquere mit einem beherzten Sprung nach 4:54:23 Stunden die Ziellinie. 4 Minuten langsamer als im letzten Jahr, aber auf einem überragenden 49. Platz von 1200 Startern. Ich nehme zufrieden meine erlaufene Weste entgegen und setzte mich mit einem kühlen Bier in die Sonne. So genieße ich noch einige Zeit den Zieleinlauf und freue mich über den hinter mit liegenden Lauf.

Zufrieden im Ziel
Zufrieden im Ziel

Nach einer kurzen Dusche und einem Essen in der Halle heißt es dann so langsam wieder Abschied von Rouffach nehmen. Bis im nächsten Jahr dann, sofern ihr nicht mit dem Ecco Trail de Paris kollidiert 😉

P.S. Nach knapp 5:26 Stunden kämpft sich auch Marcel durch das Ziel seines 1. Ultratrail Laufs. Er war einige Kilometer gewandert und konnte dann wieder laufend das Ziel erreichen. Zu seiner Überraschung wird er 2. in der Jugend U23 Wertung.

Nun gilt es für uns beide die 2 verbleibenden Wochen bis zum Freiburg Marathon zu nutzen und dann werden wir wieder gemeinsam als Pacemaker über 3:15 Stunden am Start stehen.

Zum Move

Zu den Ergebnissen

5 Kommentare

    1. Der richtige Schuh für diese Verhältnisse ist wohl noch nicht erfunden. Auf den Abschnitten vor dem Petit war der Inov8 Race Ultra vom Profil und der Dämpfung her schon ok. Im Schnee versagt er dann natürlich aber aufgrund des Profils. Ein anderer Schuh a la Fellraiser, Softground oder so wäre im Schnee natürlich besser gewesen aber davor und dannach etwas überdimensioniert. Die Inov8 haben mir aber eher persönlich Probleme gemacht sodass ich besser mit den Sense Pro gestartet wäre.

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