Januar und Februar liefen nicht so wie geplant. Erst krank, dann noch verletzt vom Autounfall. Die Voraussetzungen für einen guten Start in die neue Laufsaison waren nicht sehr gut. Nach der Fasnet-Woche mit reichlich Feierei und Alkohol stand nun am Aschermittwoch der Wiedereinstieg in das Lauftraining an. Aus Panik vor dem Bienwald Marathon 5 Tage später lief ich 20km-13km-4km in 4 Tagen vor dem Lauf. Ich wollte den Marathon unbedingt machen, auch wenn ich mich nicht 100% fit dafür fühlte. Einfach nur um wieder in die Saison zu starten und nicht noch weiter alles aufzuschieben.
Sonntag morgens, kurz nach 7 Uhr aus dem Haus und ins Auto um die 160km bis nach Kandel schnell hinter mich zu bringen. Bei strahlendem Sonnenschein empfing das kleine Städtchen an der französischen Grenze knapp 1700 Läufer. Schnell nachgemeldet (Vorbildliche Gebühr von 37€ für den Marathon) und die Startnummer 617 bekommen.
Punkt 10 Uhr stand ich wie eine schwere Dampflok an der Startlinie. Eingereiht hatte ich mich auf dem Gleis für die Strecke in 3:15 Stunden. Das dies wohl heute nicht machbar sein wird war mir zwar schon vor dem Start klar, aber ich wollte einfach das Tempo am Anfang gehen. Als der Startschuss fiel dampfte ich also los. Der Rost der letzten 2 Monate lag noch auf dem Getriebe und war nur leicht abgewischt durch die 3 Läufe der letzten Tage. Noch am Mittwoch hatte die Getriebestange bei KM 20 deutlich gestreikt. Heute hoffte ich auf einen späteren Einbruch.
Die ersten Kilometer durch Kandel benötige die Maschine um sich warm zu laufen. Ich gab etwas Gas, nahm dann aber sofort wieder raus. Ich merkte ich muss mir die Kohlen im Tender heute aufsparen. Ich beschloss mich bei 4:35-4:40min/km einzupendeln und möglichst wenig Energie schon gleich am Anfang zu verbraten. Bis Kilometer 5 hatte ich dies auch sehr gut geschafft. Kohlen waren noch genug vorhanden und so konnte der Heizer weiter schaufeln. Immer weiter in den Kessel. (5km, 23:44min).
Auf der noch abwechlungsreichen Strecke ging es in einem schönen Pulk aus Halbmarathonies und Marathonies flott voran. Es war einfach ein gleichmäßiges Tempo zu halten und ich konnte die 3:15er Pacelok etwas auf Abstand halten. (+4 Sekunden jeden Kilometer). Bei Kilometer 10 führte uns das Gleis auf die Landstraße des Todes. Schnurstracks ging diese 9 Kilometer bis nach Schneid und dann wieder 9 Kilometer zurück. (10km 46:16min).
Als uns dann die Halbmarathonis bei km 11 verließen wurde die Strecke auf einmal sehr leer. Plötzlich klafften riesige Lücken zwischen den Läufern und der Wind hatte auf der Landstraße leichtes Spiel die Läufer anzureifen. So musste ich doch einiges an Kohlen nachschaufeln um trotzdem auf der selben Geschwindigkeit zu bleiben. Die Gefahr war nun sehr groß viel zu viel Energie zu verbraten, welche dann am Ende fehlen könnte. Als Schneid endlich erreicht war, die erste Wendemarke passiert war und das 21 Kilometer Schild winkte war es Zeit ein Fazit zu ziehen.
Halbmarathon 1:36:42 Stunden. Ziemlich genau 1 Minute vor dem 3:15er, welcher mir allerdings sehr deutlich schon im Nacken schnaufte. Die der Vorrat an Kohlen im Tender war zwar noch Recht gut und auch das Wasser und die Schmiermittel unterwegs immer wieder gut aufgefüllt worden, doch ich merkt so kann ich nicht ewig weiter machen. Die Schrauben und Bolzen des Getriebes machten sich langsam bemerkbar. Die Winterstarre stecke einfach noch im Metall und die Vernachlässigung in den ersten 2 Monaten des Jahres mit gelegentlichen Freizeitausfahrten zollten ihren Tribut. Seit Anfang Dezember (The Race) war die Lok nie mehr als 20 Kilometer unterwegs gewesen.
Ich beschloss das Tempo so lang wie möglich einzuhalten und dann bei gegebenen Zeitpunkt deutlich einzubrechen und es über mich ergehen zu lassen. Für eine kurze Zeit hielt ich dieser Belastung noch stand doch dann begann der Absturz. Nach und nach begannen immer mehr Teile zu ächzten und zu stöhnen. Also Tempo raus nehmen und Kohlen sparen. (km 30, 2:19std.)
Wieder zurück auf der Landstraße wurde die Situation immer heikler. Der Heizer hatte keine Lust mehr, das Getriebe begann weiter Probleme zu machen und die ersten Bolzen lösten sich schon. Kohlen waren zwar noch genug da aber die Wärme im Führerstand wurde bei zunehmender Befeuerung immer schlimmer. Letztendlich zog der 3:15er locker lässig bei KM 31 an mir vorbei. Wie auf dem Abstellgleis hatte ich keinerlei Chance da mitzuziehen. Mein Schnitt pendelte sich auf 5:10-5:20 ein. Dank der Vorleistung bis hierhin war allerdings jetzt schon sicher, dass ich eine sub 3:30 erreichen sollte.
Als endlich das Ende der Landstraße erreicht war und die letzten 4 Kilometer eingeläutet wurden, beschloss der Heizer nochmal nachzulegen bis der Tender völlig leer sein sollte. Die Hitze im Führerhaus stieg dadurch allerdings immer mehr und war durch die äußeren 20 Grad nahezu unerträglich auf diesem Streckenabschnitt. Bei Kilometer 41 schließlich der Overkill. Ein kurzes Zucken ging durch die ganze Maschine als die rechte Getriebestange aus der Halterung sprang. Ich hoffte, dass sich dadurch nun kein Krampf entwickelte, doch ich hatte Glück. Die Stange hielt und ich konnte weiter. Doch nun gingen langsam die Kohlen aus. Die Stimme des Stadionsprecher war aber schon zu hören und so konnte ich bis ins Ziel den Leerlauf einlegen. Noch eine Runde auf dem Sportplatz und dann über die Ziellinie. Die Lok hatte es mal wieder geschafft und wurde mit einem alkoholfreien Weizen und einer Banane gepflegt. In der Sonne auf dem warmen Gras genoss ich den Erfolg.
3:22:58 Stunden. Ich war sehr zufrieden! 5 Minuten schneller als 2013 an gleicher Stelle und das mit der schlechten Vorbereitung.
Einen riesen Glückwunsch hier auch an Niklas aus der Uni Laufgruppe, der mit 2:57 Stunden deutlich sein Ziel von 3:00 Stunden im 2. Anlauf endlich unterbot!!!
Nun geht es aber direkt weiter mit Training. Bis zur Zugspitze sind es noch 3,5 Monate. In 4 Wochen folgt dann mit dem Freiburg Marathon (endlich mal unter 3:30) der nächste lange Lauf.
Bis dahin heißt es: VOLLE KRAFT VORAUS!!!
Hier der GPS-Track des Bienwald-Marathon
Und die Pace der einzelnen Kilometer in Relation zur Durchschnittspace.