“ Inmitten beschaulicher Landschaften, in denen sich die sanften Hügel des Pays de Herve mit den abwechslungsreichen Formationen der Ardennen vermählen, deutet nur ein schieferner Wegweiser an der Kirche Saint-Sébastien auf das kleine Dorf hin.
Olne verdankt diesen Titel vor allem seinen Wanderwegen und den wunderschönen Weilern ringsum auf den Höhen über den Tälern der Weser und der Magne. Hier erleben Wanderer Ausblicke über das Relief der Hügel, Senken und Wiesengründe bis hinüber ins Hohe Venn über Spa.“ (Belgien-Tourismus-Wallonie.de).
Olne-Spa-Olne – Total überschätzt aber lohnend
Am vergangen Wochenende bin ich zum vermeintlich letzten Ultralauf des Jahrs 2018 an die Startlinie des 71km langen Ultralaufs in Belgien von Olne nach Spa und wieder zurück nach Olne gegangen. Die Strecke führt über 2300 positiven Höhenmetern auf laubigen Trails durch die hügelige Landschaft Walloniens. Die Motivation hier an den Start zu gehen bestand vor allem daraus das Jahr noch mit einem längeren Lauf abzuschließen und gleichzeitig noch die Qualifikationspunkte für den TDS im Rahmen der UTMB-Woche zu erlaufen. Gedanklich wollte ich die 4 Punkte einfach einsacken und das für günstige 15,- Euro quasi direkt um die Ecke. Doch da machte mir Olne-Spa-Olne einen Strich durch die Rechnung.
Ein Ultra der sich auf das Wesentliche konzentriert
Die günstige Anmeldegebühr von gerade mal 15,- Euro, so mancher Crosslauf von unter 10km kostet da mehr Meldegeld, zieht jedes Jahr ca. 800 Läufer an den Start dieses Ultralaufs. Gestartet wird an der Turnhalle im Dorf Olne. Ich reiste schon am Vortag an und nahm am Abend meine Startnummer in Empfang. Die Startnummer ist dabei auch alles was man bekommt. Wofür braucht man schon unzählige Werbeflyer und Produktproben. Ich bin ja schließlich zum Laufen da. Eine Zeitmessung gibt es übrigens auch nicht. Die einlaufenden Startnummern werden per Walkie-Talkie durchgegeben und die Einlaufzeiten notiert. Reicht auch! Unterwegs gibt es vier Verpflegungsstationen, also die Leistung ist schon sehr ordentlich. Also trotz der Startgebühr hat der Lauf alles was man als Läufer benötigt. Ein Lauf, Startnummer, beschilderte Strecke, Verpflegungsstationen, Zeitnahme, Dusche.
Die Strecke Olne-Spa-Olne
Die Strecke des Ultralaufs Olne-Spa-Olne sieht auf den ersten Moment unscheinbar aus. Als unwissender Läufer dachte ich mir „Was soll denn da schon kommen!“. Ein bisschen auf und ab und dann bin ich durch. Ja ich war durch, aber anders als ich gedacht habe. Der Lauf findet fast ausschließlich auf Trails und Wiesenwegen statt. Asphalt ist hier wirklich die Ausnahme und nur auf maximal 100-200m zu absolvieren immer mal wieder kurz. Die 2300 Höhenmeter allerdings haben es auf die Distanz gerechnet mehr in sich, als man im ersten Moment vielleicht denken würde. Anders als bei den Läufen in den Alpen verteilen sich diese Höhenmeter auf hunderte kleine Anstiege, welchen den Laufrhythmus komplett zerstören.
Der Start – Bis zu ersten Verpflegungsstation
Der Start erfolgte um 08:05 Uhr vor der Turnhalle in Olne. Ein simples runterzählen cinq, quatre, trois, deux, un und los ging es. Und 800 Läufer machten sich auf die Landschaft Walloniens zu erlaufen. Das Starterfeld zog sich trotz der Menge der Läufer am ersten längeren Anstieg auf einem Wiesenweg direkt auseinander und es war ohne Stau möglich in den ersten Trail hineinzulaufen. In der Nacht hatte es noch einiges geregnet und so war die Strecke nass und rutschig. Trotzdem laut Mitläufern der trockenste Olne-Spa-Olne seit vielen Jahren. Die ersten 15 Kilometer bis zur ersten Verpflegungsstation waren sehr abwechslungsreich. Kaum ein Meter war eben zu laufen. Abstiege und Anstiege wechselten sich ab und ich rannte durch einen bunten Tunnel aus Laub auf wunderschönen Trails dahin. Das Tempo war mir erstmal egal und ich folgte einfach immer den anderen Läufern und überholte wenn sie mir zu langsam erschienen oder ließ passieren. Im Kopf hatte ich mir 7 Stunden zurecht gelegt und die 6min/km Pace auf der Uhr war mein einziger Anhaltspunkt. An der ersten Verpflegungsstation war ich nach ca. 1:32 Stunden und 15,5km angekommen. Im Ganzen also genau im Zeitplan.
Der leichte Streckenteil
Bis hierhin hatte ich aber schon gut Körner verschossen und es auf der Strecke gut laufen lassen. Die erste VP war nur mit Wasser und ein paar Chips ausgestattet, war aber auch so angekündigt. Bis zur nächsten Verpflegung wurde die Strecke nun dankbarer. Ein paar flachere breite Forst und Wiesenwege führten die Läufer nach Spa. Ich konnte auf der Strecke etwas laufen lassen und es lockerer angehen und trotzdem noch gute Pace machen. Direkt in Spa hatte ich knapp die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht. 3:10 Stunden nach 33 Kilometern und somit gute 8 Minuten unter 7 Stunden Tempo unterwegs. An der zweiten Verpflegung gab es nun auch mehr Verpflegung. Ich tankte die Flaschen wieder auf, nahm ein paar Hände Chips und ein Müsliriegel und weiter auf die Trails zurück in Richtung Olne.
Es wird hart
Auf dem Weg in Richtung Theux wollte ich diese Zeit retten, aber dieser Plan scheiterte recht rasch. Ich merkte in den Beinen einfach die fehlende Kraft, da ich schon zu viel Kraft auf den ersten Kilometern verbraucht hatte und deutlich über meinem Limit unterwegs war. Der Kopf hat einfach den Wettkampf zu leicht eingeschätzt. 70km bleiben halt nunmal 70km. Ein Highlight der Strecke erwartete mich in Theux. Die Ruine der Burg Franchimont. Die Strecke führte uns hinauf zur Burg und einmal drum herum. Anschließend direkt wieder ins Tal zurück nach Theux, wo wir kurz zuvor schon waren. Zwar ein bisschen unlogisch die Streckenführung aber die Burg war es wirklich wert.
Hauptsache ins Ziel
Nun bracht mein Tempo aber komplett ein. Ich beschloss die Anstiege nur noch zu wandern und die Hauptsache war das Ziel zu erreichen um die Qualifikationspunkte und den Länderpunkt Belgien zu schaffen. Die 7 Stunden hatte ich im Kopf schon abgehakt und der Blick richtete sich auf die 8 Stunden. Wo immer ich laufen konnte, lief ich wieder an. Auf ebener Fläche war das Tempo gut und ich kam vorwärts. Ich hatte mir allerdings nur drei Verpflegungsstationen gemerkt und war umso glücklicher als bei km 64 auf einmal noch eine vierte VP auftauchte. Ein paar Chips und dazu eine warme Suppe sollten mich noch gut ins Ziel bringen. Zur Erschöpfung kam nun auch noch die Kälte. Seid dem Morgen waren wir in ca. 5 Grad nasskaltem Nebelwetter unterwegs. Eine warme Suppe beim Verpflegungspunkt brachte wieder ein bisschen Wärme zurück und ich ging die letzen 7 Kilometer an.
Knappes Finish
Die letzten 7 Kilometer waren auch nicht anders wie die vergangenen 62 Kilometer. Auf und Ab, über tolle Trails und kreuz und quer durch die Hügel Walloniens. Als endlich Olne in Sicht kam, konnte ich abschätzen das Ziel noch unter 8 Stunden zu erreichen. Mit einem kleinen Bergssprint am Ende des Rennens konnte ich nach 07:59:40 Stunden die Ziellinie glücklich aber erschöpft. Ein viel härteres Rennen, als ich das am Start noch gedacht habe. Am Ende bedeutet diese Zeit den 110. Platz von über 700 Startern, also ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis.
Fazit
Der Traillauf Olne-Spa-Olne ist ein toller Traillauf über eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Strecke. Der Lauf bietet für das Startgeld von 15 Euro wirklich eine tolle Gegenleistung und ist auf jeden Fall empfehlenswert für alle die mal einen Blick ins nahe Ausland werfen wollen. Die Streckenmarkierung ist super und auch die Verpflegung ausreichend. Als Medaille gab es ein Mikrofaserhandtuch mit dem Logo der Veranstaltung.