Doping unter Amateuren – Ein Tabuthema?

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Magnesium und ACC akut

Letzte Woche Guy und Powell, heute Ulrich und Zabel. Derzeit ist die Leistungssteigerung mit unerlaubten Mittelchen durch die neuesten Doping Skandale wieder in aller Munde. Doping ist allerdings nicht nur im Profisport ein Thema, selbst im Amateurbereich gibt es Doping, doch ist es da den meisten überhaupt bewusst?

Am vergangenen Wochenende ging die jährliche Tour de France zu Ende. Doch kaum einen in Deutschland interessiert das wirklich. Keiner weiß, dass die deutschen Sprinter einige Siege eingefahren haben und auch die Schlussetappe in Paris gewonnen haben. In den Nachrichten wird die Berichterstattung von der Tour auf ein Minimum reduziert, wenn überhaupt etwas berichtet wird. Das war auch mal anders. Der Sport musste in den Jahren einiges an Dopingenthüllungen über sich ergehen lassen. Kaum ein Fahrer der nicht auf der Liste der Dopingverdächtigen stand bzw. immer noch steht. Vor zwei Wochen kamen nun auch noch die schnellsten Männer der Welt hinzu. Die 100 Meter Läufer. Hier sind inzwischen von den 10 schnellsten der Welt 7-8 dem Doping überführt. In Einzelsportarten ist im Profibereich Doping leider ein großes Thema.

Bei den „Freizeitprofis“ bzw. Amateuren ist Doping dann ein beliebtes Thema am Stammtisch. Das man eventuell selbst schon mal zu Doping gegriffen hat realisieren viele nicht oder verschweigen es. Doping, das ist für viele EPO, Steroide oder Anabolika. Viel zu weit weg für den Amateur. Doch auch hier wird kräftig nachgeholfen. Oftmals auch unbewusst. Hier eine Voltaren vor dem Laufen, da eine Ibo 400 rezeptfrei aus der Apotheke. Für viele ist das eine Möglichkeit nach einer Verletzung schneller wieder laufen zu können oder auch hohe Belastungen zu verdauen.
Beim Bonn Marathon 2009 dopten laut einer Studie 60% der Marathonläufer mit Voltaren.1
Oftmals wird dann die Gefahr der Einnahme heruntergespielt. Aber es ist nicht so harmlos wie viele denken. Die Mittel überdecken Signale des Körpers. Man sollte auf seinen Körper hören, wenn dieser Warnsignale sendet. Viele unterdrücken diese mit Medikamenten und zerstören so viel mehr als das dieses eine Training einem bringen konnte. 

Allerdings muss man unterscheiden zwischen Doping, welches den Körper physisch oder psychisch betrifft. Schluckt man eine Voltaren vor einem Wettkampf ist die Wirkung physisch vermutlich gleich null. Vielmehr hilft es dem Kopf zu denken „Ich hab eine Schmerztablette genommen, das darf jetzt nicht weh tun“ als das es wirklich schmerzen betäubt. Wer allerdings den Körper mit Voltaren oder Ibuprofen über längere Zeit auf eine gewisse Schmerzunempfindlichkeit einstellt der dopt physisch.

Geht es um psychisches Doping muss ich mich selbst auch outen. Beim Rennsteiglauf hatte ich ebenfalls eine Voltaren in der Tasche der Laufhose. Ich war am Vortag beim Besteigen der Wartburg auf einer Wurzel dumm weggeknickt und hatte mit den Knöchel leicht verstaucht. Am nächsten Tag ging ich aber ohne jede Beschwerden an den Start. Die Tablette trotzdem in der Tasche. Bei Kilometer 55 kam ein kleines Ziehen im Gelenk auf, aber ich entschloss mich diese nicht zu nehmen. Bis ins Ziel änderte sich nichts an den Schmerzen, allein mein Kopf wusste in der Tasche könnte eine Notlösung sein, auch wenn ich nicht darauf zurückgegriffen hätte. Das war allerdings auch das erste und letzte Mal, dass ich so unterwegs war. Mein erster Ultramarathon. Die Angst war hier mehr Vater des Gedanken als die Absicht wirklich die Schmerzen damit unterdrücken zu können und somit eine bessere Leistung erzielen zu können. 2 Jahre Später bin ich den Rennsteig übrigens mehr als 1 Stunde schneller gelaufen, so ganz ohne psychologische Tricks in der Tasche.

Nimmt man als Amateursportler nur in den seltensten Ausnahmefällen Schmerzmittel zu sich, kann man dies meistens nicht als Doping beziffern. Jedoch muss man sich klar sein wo die Grenze liegt und diese nicht gerade am Morgen vor dem Wettkampf nehmen. Mit Schmerzen will der Körper dem Läufer etwas mitteilen und vielleicht sollte man dann doch die Schuhe einmal mehr in der Ecke stehen lassen. Lieber einmal mehr als im Endeffekt einmal zu wenig und man bereut es anschließend auf Dauer!

Täglich eine Voltaren zum Frühstück, vor Wettkämpfen oder wie Jeramie Jones mal sagte „Eine vor dem Training, zwei vor einem Spieltag“ das zählt dann eindeutig zu Doping.

Also: stay clean!

1http://www.general-anzeiger-bonn.de/sport/regio-sport/news/60-Prozent-der-Bonner-Marathon-Starter-2009-nahmen-Schmerzmittel-article20652.html

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