Getting Tough THE RACE

7. Dezember 2013, ein idyllischer verschneiter Samstag Morgen in Rudolstadt. Die vorweihnachtliche Stimmung des 2. Adventswochenende  liegt über der Stadt. Doch ein besonderes Ereignis durchbricht die sinnliche Zeit. Seit Tagen tut sich etwas auf der Bleichwiese. Ein großes Festzelt, Baumaschinen, Panzer und seltsame Hindernisse werden herbeigeschafft. Die Rudolstädter freuen sich dieses Wochenende wieder Mekka von etwas mehr als 1000 Tough Guys zu werden. Getting Tough – The Race II heißt das Event. Zusammen mit dem Tough Guy im englischen Wolverhampton der härteste Hindernislauf der Welt. Und ich war dabei!

Samstag morgen 10.15 Uhr. Auszug der Läufer. Mit einer Gänsehaut und das nicht von der Kälte an diesem Morgen ziehen die 1100 Läufer aus dem Festzelt in Richtung Start. In einer Kolone, angeführt von einem Dudelsackspieler und mehreren Rittern zieht die Masse der Kämpfer zum Schlachtfeld. In der Luft liegt eine unglaubliche Spannung.

10 Minuten später stehen wir auf der Startwiese. Es schneit. In einer Reihe stehen die Krieger aufgereiht zum Start bereit. Vor diesem Szenario knien 3 Männer auf dem weiten Feld. In der Mitte eine Ikone. Mr. Mouse persönlich. Der Organisator und Erfinder des originalen Tough Guy in England und damit Urvater dieser Laufart. Für die beiden Chefs Kalli und Markus eine riesen Ehre.

1502673_10200928361193212_1215079789_oNach einem kurzen Gebet vernebeln Nebeltöpfe die Startwiese. Von 2 Flugzeugen am Himmel begleitet fällt der Startschuss. 1100 Läufer stürmen auf breiter Front in Richtung des ersten Hindernisses. Ein riesiges Kriechfeld. Als ich dort ankomme, sind allerdings schon die meisten Bänder durchgerissen und man kommt locker durch das Hindernis. 100 Meter später wartet die erste Abkühlung. Mit einem beherzten Sprung hinein in den ersten Wassergraben. Kälte? Völlig verdrängt vom Adrenalin. Dank einer helfenden Hand, bin ich recht schnell wieder raus aus dem Graben. Auch der zweite gleich dahinter geht auf diese Art sehr schnell. Anschließend geht es direkt durch die Saale. Die Strömung ist sehr stark und drückt mit einer Eiseskälte gegen die Beine.

Nun geht es mir diesen nassen Schuhen auf die Laufstrecke. Es geht erstmal nur bergauf. Eigentlich gut, da man sich doch recht schnell wieder warm laufen kann. Es folgt ein fieses Stück durch eine Senke. Die Strecke führt immer vom linken Hang auf den rechten und wieder zurück. Immer in einer Pendelbewegung hin und her. Die Abwärtsstücke sind teilweise so steil, dass man diese am besten auf dem Hintern wieder hinunter rutscht. Ein kurzes Stück weiter bekommen die Läufer einen Reifen in die Hand gedrückt und es geht einen Weinberg hoch und runter. Gerade auf diesen Laufstücken kann ich mein Lauftraining voll ausspielen und viele Mitläufer überholen. Anschließend folgt eine 18 Kilometer lange Laufstrecke. Diese führt durch verschneite Märchenwälder auf wunderschönen Singletrails in die Berge um Rudolstadt. Inzwischen ist es mehr ein profilierter Geländelauf geworden als ein Hindernislauf. Läufer für Läufer kann ich hier überholen. Immer im Rücken Marcel und Dirk, die ich beim Laufen etwas abhängen konnte, wohl wissen, dass beide aber im Hindernisparcours am Schluss ihre Kräfte ausspielen können. Könnte man nach 21 Kilometer aber in das Ziel eines Halbmarathonlaufs laufen, geht es hier erst richtig los. Nun trennt sich die Spreu vom Weizen. Bis zu diesem Punkt fühle ich mich noch voll fit. Die Füße sind etwas müde aber die Kälte konnte mir noch nicht viel anhaben.

Den Einstieg in die letzten 2 Kilometer der Qualen läuten die Wassergräben vom Start ein. Diese müssen nun in einer U-Form durchschritten werden. Das eiskalte Wasser umspült mich bis zum Bauchnabel. Nur langsam kann ich mich durch das Wasser vorwärts kämpfen. Endlich wieder aus dem Wassergraben raus führt uns die Strecke nun in die NVA-Kampfbahn. Über Mauern, durch Rohre und etliche Wassergräben, welche ich zum Glück fast alle komplett überspringen kann, kämpfen sich die Läufer voran. Mit einem Sandsack auf dem Rücken muss dann noch eine 400 Meter Bahn bewältigt werden. Da sehe ich das erste Mal Marcel wieder. Wie schon befürchtet holt er bei den Hindernissen gewaltig auf.

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Auf dem Weg zum Freibad stehen unzählige Läufer am Rand und versuchen gegen Krämpfe anzukämpfen. Toll ist hier die Unterstützung der Zuschauer am Rand. Man wird bedingungslos angefeuert und einem auch die ein oder andere Verpflegung angeboten. Dann allerdings kommt der Hammer der Strecke: Das Freibad! Wo im Sommer Kinderlachen zu hören ist, schallen an diesem Tag nur die Schreie der Läufer über das Gelände. Man muss 7 mal unter einem Baumstamm durchtauchen. Das Wasser hat eine Temperatur von unter 5 Grad. Mit einem beherzten Sprung hechte ich mich ins Wasser um sofort wieder prustend aufzutauchen. Verdammt tut das weh! Die ersten zwei Baumstämme kann ich in einem Zug nehmen. Dann muss ich kurz innehalten. Mein Kopf fühlt sich wie gefroren an und die Kälte dringt noch in die letzte warme Ecke des Körpers hinein. Die letzen 5 Stämme muss ich kämpfen. Vor dem letzten fange ich an zu schreien und schreie immer noch nachdem ich aufgetaucht bin. Schnell raus aus dem Wasser. Im Becken nebenan sind Paletten zu einem Steg über das 2. Becken zusammengebunden. Halb laufend, halb krabbelnd kämpfe ich mich über das Wasser. Nach etlichen weiteren Hindernissen verlässt man den Freibadbereich für das große Finale. Den Walk of Fame. Vorher geht es noch kurz durch die Saale, hier überholt mich Marcel wieder. Er muss das Freibad in Rekordzeit passiert haben.

Der Walk of Fame. Schneckenhausartig ziehen sich 5 Schleifen mit Hindernissen über die große Bleichwiese bis zum Ziel in der Mitte. Den Anfang macht das schlimmste Hindernis. Unter 4 Betonhindernissen mussten die Läufer über spitzen Schotter kriechen. Die Kälte, die harten Steine und die lange Strecke verlangtem einen hier alles ab. Ich fluche mehrmals und kämpfe mich vorwärts. Die Knie brennen und die Oberschenkel schreien vor Schmerzen. Über Strohballen, unter einem Bus hindurch und über Panzer geht es zur letzten großen Hindernis. Die Pyramide. Fast 6 Meter hoch, 2 Seile und eine Zwischenstufe. Mit großen Respekt laufe ich dieses Hindernis an, greife mir ein Seil und erklimme die erste Zwischenstufe. Kurze Rast. Ich versuche nach oben zu kommen schaffe es aber nicht. Hilflos hänge ich für etliche Sekunden in dieser Höhe und weiß nicht weiter. Am Rand überholt mich in diesem Moment Dirk. Mein Blick findet aber zum Glück neben mir einen kleinen Vorsprung und so kann ich die Pyramide endlich auch bezwingen. Die nun noch folgenden Hindernisse haben es zwar auch noch in sich, können mich aber nicht mehr aufhalten. Ich weiß: Ich habe es gepackt!! Das letzte Kriechhindernis geht mit einer Leichtigkeit, sieht man am Ende doch bereits den Zielteppich.

Überglücklich überschreite ich diesen und reiße die Arme zum Triumph in die Höhe. Es ist geschafft!! 3:03 Stunden voller Kälte, Qualen und Schmerzen. Immer kurz vor dem Aufgeben. Ich werde 120. von über 1000 Teilnehmer und darf die begehrte Goldmedaille in Empfang nehmen. Was für ein geiles Erlebnis!!

Quelle: Plan B to pictures https://www.facebook.com/PlanBtoPicture/
Quelle: Plan B to pictures
https://www.facebook.com/PlanBtoPicture/

 

Gestartet bin ich bei The Race für das Team von Udipan. Es war eine seht tolle Trupppe, die sich hier zusammengefunden hatte. Die Betreuung durch Nicole und Rita war einfach Klasse!!

Ein riesen Lob geht auch noch an die Organisatoren. Es war ein perfektes Event. Von der Startnummernausgabe, über beide Partys, bis hin zur kompletten Betreuung unterwegs, alles perfekt. Der bewegenste Moment war allerdings wie später die beiden Cheforganisatoren Kalli und Markus oben auf der Pyramide standen und den schon etwas schwächeren Teilnehmern über diesen Koloss halfen. Das ist Sportsgeist!!

Abgerundet wurde dieses tolle Wochenende dann noch mit einem gigantischen Feuerwerk!

Was soll ich abschließend anderes sagen als: GETTING TOUGH – THE RACE III 2014, Ich bin dabei!!!!!!

Hier noch der GPS-Track des Rennens:

https://www.runtastic.com/de/benutzer/Lars-Schweizer/sportaktivitaeten/150759923

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