Hallenmarathon Senftenberg – Nicht nur der Magen dreht sich im Kreis

Nachdem Lars und ich (zwei mal Lars, ich spreche also nicht in der dritten Person über mich) schon im letzten Jahr zu Gast im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, genauer gesagt in Senftenberg waren und dort doch eine tolle Veranstaltung vorfanden, stand auch früh schon fest, dass wir auch 2018 wieder beim Hallenmarathon mit dabei sein werden.  Doch Senftenberg ist kein normaler Straßenmarathon. Erstens läuft man hier die Distanz von 42,192 Kilometern nicht auf einer oder zwei großen Runden, sondern auf 169 kleinen 250m Runden. Als Krönung dann noch in einer Halle. Der Niederlausitzhalle. Dieser ehemalige Kohleschuppen wurde 1959 als Sporthalle eröffnet und war auch die größte freitragende Halle Europas. In dieser Halle befindet sich eine 250m Tartanbahn mit stark überhöhten Kurven. Die Tartanbahn ist schon etwas in die Jahre gekommen und von Bodenwellen und Wasserflecken übersät. Bereits zum 12. mal veranstaltet der Lausitzer-Sportevents e.V. hier ein Wochenende lang Wettkämpfe in verschiedenen Distanzen. Von 3000m über 5000m, Marathon bis hin zu einem 100km Lauf. (Das sind immerhin 400! Runden). Auch exotische Wettkämpfe wie ein 10km Paarlauf (10x1000m abwechselnd) stehen auf der vollgepackten Agenda. 

Hallenmarathon Senftenberg
Hallenmarathon Senftenberg

Im vergangenen Jahr waren wir unvorbereitet nach Senftenberg gereist, hatten nur von diesem Event gehört und uns einfach mal drauf ein gelassen. Abgereist war ich dann als Sieger des Nachtmarathons und Senftenberg hatte zwei Fans mehr. 

Aparthotel Löwen – eine Herzenssache

Auch in diesem Jahr nächtigten wir wieder im Aparthotel Löwen, man soll ja gute Gewohnheiten nicht ändern, und bewunderten am Freitag Abend noch die 100km Läufer. Diese starten bereits um 11 Uhr am Vormittag und laufen schon lange, bevor der richtige Aufbau in der Halle überhaupt beginnt. 400 Runden in dieser Halle bedeutet auch 800 mal durch die Steilkurve. Überholen heißt hier jedes mal einen starken Schritt nach oben machen zu müssen auf die schräge Bahn. 

Am Samstag verbrachten wir dann den ganzen Tag über so faul wie nur möglich, mein Marathon sollte erst um 18 Uhr starten und der Halbmarathon vom zweiten Lars sogar erst um 23 Uhr. Mit der Gewissheit am Abend einen Marathon zu laufen, hatte ich beim Frühstück ordentlich zu gelangt und auch den Tag über nicht gerade wenig gegessen. Läuft man morgens einen Marathon kann man gut frühstücken und dann nach einer kurzen Pause auf die Strecke gehen, bei so einer Abendveranstaltung aber muss doch irgendwie der ganze Tag verdaut werden. 

Endlich der Start

Punkt 18 Uhr stand ich also in der ersten Startreihe des 12. Hallenmarathon in Senftenberg. Die Gegner sind hier doch immer sehr schwer abzuschätzen. Die Menge der Starter ist mit ca. 60 Läufern sehr überschaubar und das Niveau des Laufes hängt sehr stark mit der Besetzung ab. Konnte ich doch im letzten Jahr mit 3:03 Stunden sogar gewinnen, häte dies in diesem Jahr vorne weggenommen nicht mal ansatzweise gereicht. 

Das Tempo auf der ersten Runde war direkt wahnsinnig hoch. Ich hielt erstmal in der Spitzengruppe mit um zu sehen, ob dies auch so bleiben sollte. Als wir nach den ersten vier Runden und somit dem ersten Kilometer aber schon in 3:41 Minuten die weiße Linie überquert hatten, ging ich auf die Bremse. So kann ich keinen Marathon laufen. 20 Sekunden rausgenommen fühlte sich die Sache dann schon besser an. Es dauerte allerdings keine zehn Runden als das Führungsduo mich als Drittplatzierten schon das erste Mal überrundete. Die beiden Andre Fischer und Uwe Laenger schlugen ein extrem hohes Tempo an und lagen lange auf sub 2:35 Kurs. Nach den ersten 20 Runden stellte sich bei mir ein Trott ein, stetig lief ich meine Runden, fast alle in der gleichen Rundenzeit. Nach den ersten 40 Runden waren dann auch die ersten 10km absolviert. Die Uhr zeigte kurz über 40 Minuten an. Natürlich für einen Marathon für mich viel zu schnell aber mir war klar, dass dies auf dieser Bahn sowieso nicht so schnell gehen kann und ich wollte so viel wie möglich hinter mich bringen bevor auch die Beine schwer werden. Die Runden auf der Bahn sind schon für den Kopf eine Herausforderung und umso schwerer mit streikenden Beinen. 

Gut was los in der Halle

Die Halbmarathon Marke fiel bei 1:27 Stunden. Ich hatte im Kopf heimlich von einer sub 3:00 Stunden Zeit geträumt. Jede 4 Kilometer trank ich etwas an der Verpflegungsstation und war bis hier hin sehr solide unterwegs. Auf der zweiten Hälfte des Marathons plante ich dann etwas raus zu nehmen und lieber die 3:00 Stunden abzusichern, als auf Platzierungen oder eine neue Bestzeit zu schielen. Das Überholen wurde aber so langsam immer schwerer. Oftmals zwang ein großer Pulk Läufer mich dazu, ganze Runden außen zu überholen und somit die gesamte Breitseite der schrägen Bahn abzubekommen. Ich versuchte auf den Geraden so viele Läufer wie nur möglich zu überholen um in den Kurven meine Ruhe zu haben. Die 30 Kilometer Marke passierte ich bei 2:06 Stunden. Es verblieben also 54 Minuten für 12 Kilometer. Eigentlich ein „lockeres“ Unterfangen, sollte alles mitspielen. 

Der Untergang

Das tat es aber leider ab Kilometer 33 überhaupt nicht mehr. Mein Magen fing an zu grummeln und wurde immer lauter. Oftmals stellt sich so eine Phase ja ein und verschwindet dann schneller wieder wie sie gekommen war, dies war aber leider diesmal überhaupt nicht der Fall. Es wurde immer schlimmer und auch Tempo rausnehmen half nichts. Jetzt hat so ein Hallenmarathon ja viele Nachteile, aber vor allem einen großen Vorteil. Einmal kurz rechts abbiegen und zack ist die Toilette da. Bei Kilometer 36 nahm ich also zum ersten Mal diesen „Notausgang“. Details erspare ich hier natürlich. Nach ein paar Minuten kehrte ich dann auf die Bahn zurück. Anlaufen ist in so einem Moment dann die Hölle. Ich schaffte es wieder in meinen Trott zu kommen. Die 3:00 Stunden Marke war nun natürlich dahin und auch die Platzierung war von 4 auf 6 zurück gerutscht. Ich hoffte so einfach zu Ende laufen zu können. 

Das sollte aber nichts werden. Der Sieger hatte inzwischen nach 2:48:51 Stunden sein Ziel erreicht und ich erreichte das zweite Mal den Punkt, an welchem ich den Notausgang nehmen musste. Kilometer 39 mit nur noch drei läppischen Kilometer vor mir und die Aussicht auf nur noch 12 Runden kam mir die Restdistanz wie ein unbezwingbares Ziel vor. Mit einem solchen leeren Körper machte ich mir dann schließlich sogar Sorgen um meinen Kreislauf auf den letzten Runden. Einfach nur noch durch kommen und nicht ab bzw. zusammen brechen. 

Hallenmarathon Senftenberg – Total fertig aber zufrieden

8 … 6 … 4 … 3 … 2… Klingeling… Was war ich froh die Glocke für meine letzte Runde zu hören. Noch zwei  Mal durch die Steilkurven, noch einmal überholen. Und dann war sie endlich da. Die Zielgerade. Ich trudelte über zum 169. mal über die Zielmatte und beendete das Rennen schließlich nach 3:21:52 Stunden auf dem 7. Gesamtrang. 

Anschließend war der Ofen wirklich komplett aus. Ich päppelte mich nach einer langen warmen Dusche erstmal an der Zielverpflegung wieder auf und beobachte dann die Halbmarathon Läufer bei ihrem nächtlichen Rennen. 
Der zweite Lars konnte hier erfolgreich nach 1:40:19 Stunden als 12. den Lauf beenden. 

Auch wenn Marathon in einer Halle laufen verrückt klingt, aber Senftenberg ist immer eine Reise wert! Wir werden sicher im kommenden Jahr wieder am letzten Januar Wochenende uns auf den Weg machen und Senftenberg einen Besuch abstatten.  

In gut 3 Wochen geht es dann am 18. Februar wieder auf die Bahn. Diesmal 211 Runden auf einer 200m Bahn, veranstaltet vom Lauftreff Pfohren in der arena geisingen. Der Marathon ist bereits ausverkauft, aber in den unteren Distanzen gibt es noch Startplätze. 

Ergebnisse 12. Hallenmarathon Senftenberg

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