
Regen die ganze Nacht… Tropf, Tropf, Tropf… Die erste Nacht im Zelt sollte uns ankündigen was da kommen sollte. Immerhin war das Zelt dicht und unsere Sachen am nächsten morgen trocken. Nach einem Frühstück wurde schnell alles in einem trockenen Moment zusammengepackt und dann sollte es los gehen…
Die ersten 1,5km der 1. Etappe des Kerry Way haben wir schon mit dem Weg zum Campingplatz zurückgelegt, da dieser direkt am Kerry Way liegt. Dadurch galt es am heutigen Tag 24km mit 480 hm zurückzulegen. Veranschlagt waren im Outdoor Kerry Way Buch sieben Stunden. Die ersten Meter führen auf dem Weg entlang der Ortsstraße, welcher extra für die Kutschen angelegt wurde. Anschließend zweigt der Weg nach rechts in den Killarney Nationalpark ab. Hier gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Die erste führt einen auf einer asphaltierten Straße durch den Nationalpark, da diese aber doch sehr stark von den Touristen befördernden Kutschen frequentiert ist, beschlossen wir die Variante zwei, den Weg entlang des Ufers des Lough Leane, zu nehmen. Der Weg war ziemlich zugewuchert doch hin und wieder hatte man einen traumhaften Ausblick auf den See.
Richtung Muckross House war es dann an der Zeit den Uferweg zu verlassen und den Kutschweg zu nehmen. Die Kutscher grüßten sehr freundlich, während die Touristen wohl eher über die Tatsache uns mit so schwerem Gepäck laufen zu sehen amüsiert waren. Das Muckross House ist ein herrschaftlicher Ansitz im Herzen des Killarney-Nationalpark und wurde 1840 errichtet.
Wir passierten das Muckross House rechter Hand, nächste Station sollte der Torc Waterfall sein. Hier war das Touristenaufkommen extrem hoch. Kein Wunder. Der Parkplatz ist gerade einmal 400 Meter entfernt vom Wasserfall und daher sehr leicht zu erreichen. Der Wasserfall führte außerordentlich viel Wasser. Wir rasteten hier kurz das erste Mal, bevor es weg von den Touristen in das einsame Irische Hochland gehen sollte. Die steile Treppe war wohl für sehr viele Leute eine wirksame Abschreckung und so trauten sich nur vereinzelt Leute hinauf.
Die Stufen führten uns direkt ins Hochland und ab diesem Punkt waren wir allein. Im Reiseführer stand, dass der Weg im Sommer sehr überlaufen ist. Es war jedoch keine Menschenseele zu sehen. Der Weg entspricht der im 18. Jahrhundert hier verlaufenden Hauptstraße. Schon hier war der Weg teilweise komplett unter Wasser, allerdings noch nicht allzu tief. Die Aussicht auf die Berge rundherum und ins Tal war traumhaft. Nach ein paar Kilometer verengt sich der Weg aber schlagartig und man muss häufig auf ein paar Eisenbahnschwellen balancieren, welche in das morastige Gelände geworfen wurden. Gerade als wir einen weiteren Wasserfall erreicht hatten und uns eine kleine Pause gönnen wollte durchnässte ein weiterer Schauer unsere Kleidung komplett, keine Möglichkeit sich unterzustellen in der Nähe, also weiter. Die Softshelljacke hielt allerdings zum Glück stand und die Trekkinghose trocknet sehr schnell wieder.
Nachdem wir das Hochland durchquert hatten ging es wieder abwärts Richtung Upper Lake. Durch einen uralten und komplett bemoosten Eichenwald gelangt man an eine der wichtigsten Kreuzungen des Kerry Ways. Links führt der Kerry Way Richtung Kenmare, also gegen den Uhrzeigersinn und Rechts im Uhrzeigersinn Richtung Black Valley. Wir wollten aber die „normale“ Richtung laufen und entschieden uns somit für das Black Valley. Der Weg führt entlang des Upper Lakes durch sumpfige Wiesen. Unsere Kräfte schwanden, bedingt durch die Kletterei im Hochland langsam. Plötzlich lag vor uns nur noch eine einzige lange Pfütze. Der Zufluss zum Lake hatte hier den Weg überflutet und es gab keine andere Möglichkeit als durch! Das Wasser war ca. 30cm tief und somit nützten weder die Schuhe noch die Gamaschen etwas gegen das eindringende Wasser. Nachdem sich diese Situation noch zwei Mal wiederholte war dann schließlich alles nass. Bei jedem Schritt platschte es im Schuh und das Wasser spritzte oben raus. Vor uns lagen noch 3 lange Kilometer ins Black Valley.
Black Valley ist eine kleine Ansammlung von Häusern in den Macgillycuddy’s Reeks und gilt als letztes Dorf das 1978 an das Strom- und Telefonnetz Irlands angeschlossen wurde. Es gibt dort allerdings zwei Bed&Breakfast und ein Hostel mit kleinem Shop. Vor uns erreichten noch fünf weitere Personen das Hostel. Da wir noch kein Bett gebucht hatten, fürchteten wir das es ausgebucht sein könnte. Das Glück lag aber auf unserer Seite und es waren noch zwei Betten frei. Leider aber nur in getrennten Schlafräumen. Wir kauften noch etwas Essen im Shop ein und nach einer warmen Dusche und trockenen Socken war es Zeit etwas zu kochen. Die Küche des Hostels war sehr gut ausgestattet, sodass es eigentlich auch zu mehr als Spaghetti mit Tomatensoße gereicht hätte.
Die Schuhe platzierten wir, gefüllt mit Zeitung, im Aufenthaltsraum neben einem guten Dutzend anderen Paaren. Am Abend trafen wir im Aufenthaltsraum noch zwei nette deutsche Paare. Wir unterhielten uns gut über die Erlebnisse der 1. Ettape. Das eine Paar fuhr mit dem Fahrrad rund um Kerry und das andere Paar hatte am vergangenen Tag schon die „Pfützen“ der Etappe kennengelernt und machten einen Tag Pause hier im Black Valley. Es sollte witzigerweise nicht das letzte Mal gewesen sein, dass uns diese Paare begegneten.
Mit dem vertrauten plätschern der Regentropfen draußen auf den Blättern ging es jedoch sehr früh ins Bett…
tbc