Erpresst der Veranstalter des UTMB® (Ultra Trail du Mount Blanc) andere Organisatoren von Trail-Wettbewerben, welche ebenfalls den Zusatz „Ultra-Trail“ oder „Ultratrail“ in ihrem Namen tragen?
Seit dem Zugspitz Ultratrail sind nun bereits fünf Wochen ins Land gegangen. Wie in den letzten Jahren warf ich also einen Blick auf die Webseite des UTMB® um zu checken ob der ZUT dort als Qualifikationslauf aufgeführt ist. Er ist aufgeführt. Allerdings mit dem Zusatz „Zu kontrollieren“.

Zuerst dachte ich logischerweise daran, dass nach ITRA Bedingungen noch Länge, Höhenmeter und Verpflegungssituation geprüft wird und anschließend die Veranstaltung dann für die Punkte freigegeben wird. Einige Zeit später tauchte die Veranstaltung dann auch im Ergebnisservice der ITRA auf, inklusive der Einstufung durch die ITRA.

Der Status auf der Webseite des UTMB® änderte sich jedoch nicht. Ich dachte mir bisher aber nichts weiter dazu, bis mich dann ein Hilferuf aus Israel erreichte.
Ein Trailäufer, welcher beim ZUT erfolgreich finishte und sich dadurch die Punkte für den UTMB® zusammensammeln wollte kontaktierte mich verzweifelt. Er mache sich Sorgen, dass auf der Webseite des UTMB® der ZUT noch nicht sicher geführt wird. Ich versuchte ihn zu beruhigen, weil ich ja selbst dachte, dass es nur am fehlenden Streckecheck liegt. Er ließ sich jedoch nicht beruhigen und begann die jeweiligen Organisatoren der Ultraläufe direkt zu kontaktieren.
Die folgenden Screenshots des Schriftverkehrs wurden mir von ihm persönlich, mit der Erlaubnis zur Veröffentlichung, zur Verfügung gestellt.

Auf der Webseite des Zugspitz Ultratrails ist aber eindeutig aufgeführt, dass es entsprechende Punkte für ein erfolgreiches Finish gibt.

Der nächste Schritt war also den Organisator des Zugspitz Ultratrails zu kontaktieren. Dieser wird von Plan B organisiert. Die Antwort folgte von Seiten von Plan B prompt. (Schriftverkehr liegt vor)
„Wir werden die Situation prüfen, weil wir die Zusage für das Rennen haben“ (6. Juli 2016)
Bis zu diesem Punkt dachte ich noch an ein Missverständnis und daran, dass alles sich aufklären würde zur Zufriedenheit aller Parteien. Da hatte ich wohl aber die Rechnung wohl ohne den Organisator des UTMB® gemacht. Am 10. Juli flatterte dann diese E-Mail in den Briefkasten.

Diese Antwort ließ mich erstmal staunend zurück. Die Organisation des UTMB® hat also dem Zugspitz Ultratrail die Punkte entzogen, weil sie die Marke „Ultra Trail“ nicht respektieren, bzw. beachten. Erst wenn man den Namen ändern würde, bekäme man die Punkte.
Gleichzeitig flatterte auch die Info der ITRA ins Haus mit der Bestätigung, dass von ihrer Seite her alles ok wäre.

Mit der neuen Erkenntnis kontaktierten wir wieder Plan B als Organisator des Zugspitz Ultratrails. Wie gewohnt folgte schnell die Antwort.

Die Bestätigung, dass es im Moment keine Punkte für den UTMB® gibt für die Finisher des Zugspitz Ultratrails, aufgrund der Verweigerung von Seiten des UTMB®.
Der UTMB® versucht also durch Verweigerung von Punkten andere Veranstaltungen zu zwingen den Zusatz „Ultra Trail“ aus ihrem Namen zu streichen. Man hätte die „brand“ gesichert und das Problem hätten auch andere Veranstalter.

Also ein plumper Versuch der Erpressung. Viele Veranstalter werben damit Qualifikationsrennen für den UTMB® zu sein. Viele Teilnehmer kommen eben auch genau wegen diesen Punkten zu den Veranstaltungen und wollen sich dort ihre Freigabe für den UTMB® sichern. Im Falle von einigen Läufern von weit her, auch international.
Doch ist „Ultra Trail“ wirklich eine Marke?
Checkt man das Ganze in diversen Markensuchmaschinen erhält man folgende Treffer zum Suchbegriff „Ultra Trail“:

Der Name „Ultra Trail“ ist also wirklich sowohl als Marke im EU-Recht, als auch als Marke im Internationalen Recht geschützt. Die Klasse 41 definiert hier die Marke als sportliche bzw. kulturelle Aktivität.
In Deutschland ist hingegen nur der Name „Zugspitz Ultratrail“ als Marke geschützt. Vorrangig gilt hier dann aber jeweils das übergeordnete Recht.
Betrachtet man dann die Liste der Qualifikationsläufe für 2016 des UTMB® genauer fallen noch etliche weitere Rennen auf, welche den Zusatz „Ultra Trail“ in ihrem Namen tragen. Haben diese das gleiche Problem
– ULTRA TRAIL CHAOUEN MAROC
– ULTRA TRAIL DES CÔTES D’ARMOR
– TUCUMAN ULTRA TRAIL
– ULTRA TRAIL DU MONT-ALBERT
– EIGER ULTRA TRAIL
– GROSSGLOCKNER ULTRA-TRAIL®
– MADEIRA ULTRA TRAIL
Um nur ein paar zu nennen. Viele dieser Ultratrails tragen eben den Zusatz „zu kontrollieren“. Betrifft die „Erpressung“ etwa alle diese Rennen?
Ein Unding und Skandal in meinen Augen welches Spiel die Organisation des UTMB® hier mit den Veranstalter der anderen Trailläufen treibt. Man sitzt auf einer Gelddruckmaschine in den Alpen und scheint den Hals nicht voll zu bekommen. Jährlich rennen immer mehr Läufer zum Veranstalter und tun beinahe alles um sich die erforderlichen Punkte für die Teilnahme am UTMB® zu sichern. Anschließend wartet man geduldig noch weitere Jahre und muss eventuell Punkte schon wieder neu sammeln. Der UTMB® spielt hierbei klar die Karte aus, den anderen Rennen durch sein tolles System auch noch die Teilnehmer zuzuspielen. Sollte man sich wirklich weiterhin auf dieser Schiene bewegen, hat das für mich nichts mehr mit einem freien Sport zu tun und der UTMB® ist für mich fürs erste gestorben. Den Massenauflauf in den französischen Alpen rund um den höchsten Berg Europas muss ich mir in diesem Fall nicht geben und ich will auch kein Unterstützer dieses erpresserischen Raubrittertums sein, welche mit so einer Arbeitsweise gegen andere Veranstalter vorgehen. Ich bin ziemlich schockiert von diesem Verhalten. Einen Begriff wie „Ultra Trail“ als Marke einzutragen und anschließend gegen andere Vorgehen ist meiner Meinung nach reine Gier nach noch mehr Macht und Geld.
Vielleicht öffnet dieser Fakt doch einigen Trailäufern die Augen und es rennen nicht immer noch mehr nach Chamonix und unterstützen diese Machenschaften damit auch noch.
Die Entwicklung in diesem Bereich bleibt spannend und ich werde weiter über aktuelle Änderungen informieren.
### UPDATE ###
Sponsoren des UTMB wie Compressport verwenden die Bezeichnung „Ultra Trail®“ bereits in einem neuen Logo des UTMB. Wenn man dieses brachtet, erklärt sich warum man den Namen für sich beanspruchen will.

###UPDATE 17. Oktober 2016###
Inwischen hat sich der Streit zugespitzt und es konnte wohl keine Einigung erzielt werden. Plan B, Organisator des Zugspitz Ultratrail, des Transalpine Run und einigen weiteren Rennen, hat heute verkündet aus der ITRA ausgetreten zu sein und im Jahr 2017 somit für keines seiner Rennen Punkte für den UTMB zu bekommen. Eine wie ich finde sehr mutige Entscheidung und ein klares Statement gegen die Machenschaften in der Mount Blanc Region. Hoffentlich halten die meisten Kunden dem Organisator trotzdem die Stange, weil die Organisation und das Umfeld sind wirklich perfekt und jeder der einmal an der Zugspitze oder beim Transalpine Run dabei war, kann dies sicher bestätigen.

To make things even worse, you do realise that the ITRA and UTMB are actually the same organisation? The Polleti’s founded the ITRA to get an even bigger grip on the international trailrunning scene, and now they are trying with ITRA to become the ‚over-arching trailrunning federation‘, while in reality, it is just another commercial organisation
[…] someone help with this German translation? By reading the English emails/messages, it looks like someone’s being a PITA regarding […]
The trademark is for ULTRA-TRAIL®, so races are still free to use ultratrail, ultra trail. However, if they want UTMB® to recognise the race they will have to jump through whatever hoops UTMB want them to. If this means you are forced to change your name to help protect their brand, then that is what you will have to do. Many runners will only enter a race if it awards UTMB points, and therefore that race is gaining from being able to use the UTMB brand association. The UTMB is now a big corporate machine, which is far away from what many consider the purity of trail running, and this machine will do anything and everything to protect itself.
Einfach mal verstehen, dass es dem Veranstalter nicht primär um den Sport geht, sondern um den Profit. Da wird dann dann eben mit solchen Bandagen gekämpft, wenn Veranstalter xy nicht bereit ist für die Verwendung eines Namens extra zu zahlen.
Schließendlich haben aber wir Trailläufer es in der Hand: Ein UTMB ohne UNS ist …. NICHTS.
Lasst uns die kleinen, familiären Läufe unterstützen.
ich bin dabei!
Danke Katerina. Ich bin ein Organisator eines, wie du es so schön schreibst, kleinen familiärem Laufes. Nicht genug, dass wir sowieso gegen die großen Läufe bestehen müssen. Hier soll uns aber auch noch der Gar ausgemacht werden.
Schade einfach…
Dieses Verhalten hat einfach nichts mehr mit dem Geist des Ultra- und Trailrunning gemein! Dieser Riesenevent in Chamonix entwickelt sich immer weiter weg von der ursprünglichen Idee hinter dem Trailrunning, wo Kameradschaft, Genuss an der Natur und körperliche Leistung eine Symbiose bilden! Immer größer, teurer, exklusiver und das Ganze umrahmt von einem wahren Zirkus; Nein, das lehne ich dankend ab!
Versuch doch mal deine Triathlon Veranstaltung Iron-Man oder Challenge-r zu nennen… ist einfach Markenrecht. Ich mag mich an 2008 erinnern: unser Startup hiess Amazee, und Amazon wollte klagen. Versuch dagegen was zu machen. Keine Chance.
Danke für die detaillierte Aufstellung
Es bleibt spannend wie es weitergehen wird. Eine Entwicklung wie man sie sich eigentlich nicht wünscht, aber im Prinzip geht es ja nur um ein Event. Wenn man auf den UTMB verzichten kann (was meiner Meinung nach kein Problem ist), dann tangieren einen diese Maßnahmen nur peripher. 😉
Als Läufer bin ich bei dir. Als Veranstalter ist dies nicht ganz so einfach.
Es ist viel schöner einen Lauf des Laufes und des laufen wegen zu laufen. Wenn man läuft um den UTMB laufen zu dürfen läuft es falsch.
Es gibt so viel schöne Läufe zu denen man einfach hinfährt anmeldet und mitläuft. Das ist Freiheit.
Jetzt liegt es an den Veranstaltern der anderen (großen) Rennen,
diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Bei Verzicht auf die UTMB-Punkte wird nicht nur bares Geld gespart (ich habe gerade von 600€ pro Rennen gehört),sondern man könnte der UTMB/ITRA Sippe schön die Suppe versalzen.Wenn es nur noch wenige Rennen mit Quali-Punkten gibt,werden viele Läufer Probleme bekommen und diesen Zirkus vielleicht auch mal hinterfragen,statt einfach „mitzulaufen“.Wenn sich irgendwann mal weniger Leute anmelden als es Startplätze gibt,gerät die Gelddruckmaschine in Chamonix auch mal ins Ruckeln…
[…] Artikel zur Punktediskussion […]
[…] tragen viele Veranstaltungen bis heute ein „Ultra-Trail“ im Namen. Wie Lars Schweizer (trailfieber.de) am Beispiel des Zugspitz Ultratrail recherchiert hat, scheinen die Polettis jetzt einen Weg […]
Wer sich bisher mit UTMB-Punkten brüstete hat wohl übersehen, dass nicht der Veranstalter sondern einzig und alleine der UTMB entscheidet wer UTMB-Punkte erhält.
Ehrlicherweise dürfte nur mit ITRA-Punkten geworben werden, auch wenn die ITRA selbst stark mit dem UTMB verklüngelt ist.
Aber ehrlich gesagt habe ich den Begriff ultratrail immer den mangelnden Englischkenntnisse der Franzosen zugeschrieben.
Für much macht nur trail ultra(run) einen Sinn. (Nicht der trail ist ultra, sodern der Lauf ist ein Ultralauf auf einem trail)
Und… wer dem ultratrail Begriff nachmacht um von dieser Marke zu profitieren muss von Glück reden deshalb nichtr verklagt zu werden.
[…] Dieser Beitrag von Lars Schweizer (trailfieber.de) sorgte Anfang der Woche für erhitzte Gemüter: Der UTMB verweigert „Ultra-Trails“ die Anerkennung als Qualifikationslauf, das jedenfalls legten E-Mails des UTMB-Veranstalters nahe. […]
[…] Pas de points UTMB pour des courses “Ultra Trail” à cause de la marque “Ultra Trail”? Voilà un site allemand qui contient des captures d’écran de la correspondance avec les organisateurs (en anglais) Le site allemand en question avec de belles copies d’écran mettant en exergue les pratiques quasi soviétique des l’UTMB ICI le site allemand […]
[…] und Arbeitsplanung zum Opfer. Mal ganz abgesehen davon, dass ich für den Zugspitz Supertrail wohl ohnehin keine vier UTMB-Punkte bekomme. War […]
Geht es bei dem „Ultra-Trail“ nicht respektieren darum das UTMB will das alle auf Ultra-Trail verzichten oder geht es darum das die Veranstalter eine art Namensnutzungsgebühr entrichten???
Wenn es ersteres ist ist es ein Unding ohne Diskussion!!
Sollte es aber darum gehen das der UTMB nur eine Lizenzgebühr erhebt so wissen die Veranstalter jedoch im Vorfeld was auf sie zukommt oder?? In dem Fall muss man die Veranstalter des ZUT in die Pflicht nehmen die Vorgaben zu erfüllen!!!
Ohne hier genaueres zu wissen ist es glaube ich nicht ok einer Seite den schwarzen Peter zu zuschieben oder???
Nichtsdestotrotz ist es einfach zu viel was hier um den UTMB passiert….
Aber scheinbar wollen es noch genügend so da Angebot und nachfrage Bestimmen den Preis…..
PS: Ich habe dir noch ne Mail geschrieben, Lars 🙂
[…] Pas de points UTMB pour des courses “Ultra Trail” à cause de la marque “Ultra Trail”? Voilà un site allemand qui contient des captures d’écran de la correspondance avec les organisateurs (en anglais) Le site allemand en question avec de belles copies d’écran mettant en exergue les pratiques quasi soviétique des l’UTMB ICI le site allemand […]