Am vergangenen Wochenende stand für mich der erste Abstecher in die krasse Welt der Skyrunner auf dem Plan. Nach einer eher flachen und asphalthaltigen Sommersaison, wollte ich nochmals richtig auf die Trails und in die Höhe starten. Da gibt es natürlich kein krasseres Extrem als direkt das Limone Skyrace Extreme zu wählen. Das Finale der Skyrunner World Series.
29 Kilometer feinste Gardasee Trails und dazu noch atemberaubende 2600 Höhenmeter im Auf- und Abstieg. Die Zahlen allein sprechen für sich. Über 600 Starter lassen erahnen wie groß der Skyrunning Zirkus doch ist. Die Mischung reicht aber von dürren Spezialisten auf dem Gebiet, über ältere Semester die es einfach nur Berglauf nennen und in kurzen Splitshorts und alten Shirts starten, bis hin zu top ausgestatteten Läufer die eher aus dem Trailrunning bzw. Ultratrail-Bereich kommen.
Am Vorabend des Rennens erreichten wir Limone. Den Campingbus schnell zwischen zwei Bäume kompliziert manövriert und dann ab in die Stadt. Dort warteten schon die Jungs von den Exito Gipfelstürmern und eine leckere Pizza auf uns. Jochen, Stefan, Bart und Peter waren uns dieses Jahr schon bei vielen Veranstaltungen begegnet und ein Wiedersehen jedes Mal wieder eine große Freude. Es ist eine tolle Trailfreundschaft mit ihnen geworden.

In mitten diesem Feld war ich also angemeldet. Der Gardasee empfing uns am Samstag morgen in einer traumhaften Stimmung. Klares Wetter mit Sonnenschein pur. Eigentlich sehr einladend um ein paar Kugeln Eis an der Promenade zu genießen und durch die engen Gassen von Limone zu schlendern und vielleicht ein letztes Bad des Jahres im Gardasee zu genießen. Aber wir hatten ja zusammen mit den anderen 600 Läufern etwas Anstrengendes vor.

Das Limone Skyrace 2017
Punkt 11 Uhr stehe ich an der Startlinie des Limone Skyrace und fiebre mit dem italienischen Countdown mit. Tre, Due, Uno… Und schon geht die Post ab. Marcel der mit mir dabei ist gibt sofort Gas und schlängelt sich durch die Läufer vor ihm und ist direkt außer Sichtweite. Ich beschließe das Ganze etwas vorsichtiger anzugehen, schließlich haben wir ein paar Höhenmeter vor uns. Zuerst schlängelt sich das Starterfeld in einem hohen Tempo durch die Gassen von Limone am See entlang und ich freue mich über die ersten schnellen zwei Kilometer. Nach knapp 9 Minuten folgt dann der totale Stop. Wie vor eine Wand laufen wir in den ersten Aufstieg hinein. Ein Trails aus losem Schotter und Erde bestehend schlängelt sich hier über 1000 Höhenmeter auf 3 Kilometer nach oben in den Himmel. Skyrunning halt!
Ich nehme sofort Tempo raus und will schlau an den Anstieg rangehen und überpace aber doch ziemlich. Links und rechts ziehen Läufer vorbei oder ich an Ihnen. Ich finde erstmal keinen Rhythmus und merke nach den ersten 400 Höhenmeter wie es schon anfängt zäh zu werden. Die Beine sind doch nicht so fit nach den zwei Marathons in den letzten 2 Wochen. Die Wärme macht mir auch zu schaffen, hat es doch gut 25 Grad und brennt richtig in den Berg. Zum Glück hat sich das Feld nun größtenteils sortiert und ich kann mich auf einen Rhythmus einstellen, bei welchem ich recht konstant durchgehen kann.

Nach 1000m im Aufstieg dann endlich die erste größere Verpflegungsstation, an der ersten war ich noch vorbei marschiert ohne mich zu bedienen. Hier stehen auch viele Zuschauer, welche sich von Limone aus aufgemacht hatten uns anzufeuern. Ich freue mich darüber, packe ein paar gezuckerte Lemon Stücke und weiter geht es.
Als ich an der zweiten großen Verpflegung eintreffe, wir passieren diese zwei Mal, steht die Uhr bei knapp 1:40 Stunden. Die ersten des Feldes sind hier schon auf der anderen Seite und das zweite Mal an der Station. Unglaublich. Ich habe kurz Hoffnungen, dass die Schleife vielleicht nicht so heftig wird, ich werde mich übel irren.

Bis hier habe ich ganze 7 Kilometer des Limone Skyrace absolviert aber bin schon platt wie nach einem Marathon. Es geht nun erstmal in einem technischen Downhill steil nach unten. Auf zwei Kilometer machen wir 400 von den gerade gewonnenen Höhenmetern wieder kaputt. Jetzt biegen wir auf die Strecke des Vertical Race, welches am Freitag Abend stattfand ein. Und hier steht Vertical wirklich zurecht. Teils über Felsstufen, teils an Seilen einen Kamin nach oben geht es gen Himmel. Ich muss immer wieder kurz pausieren und stehenbleiben. Aber das macht eigentlich gar nichts. Um uns herum wartet eine traumhafte Landschaft auf uns. Atemberaubende Tiefblicke zum Gardasee und eine Weitsicht auf die Italienischen Alpen rund herum wie aus dem Bilderbuch. Ich ärgere mich meine Kamera nicht dabei zu haben. Ein Eindruck hiervon vermittelt Stefans Video!

Kurz vor der „Mittelstation“ überholt mich Bart, er hat heute einen super Tag erwischt. An der Verpflegung treffe ich dann schließlich auch auf Stefan. Wir leiden heute beide etwas und kämpfen ziemlich mit uns selbst. Die Strecke führt uns nun über einen Bergkamm mit hintereinander gereihten Gipfeln immer auf und ab. Noch 10 Kilometer bis zum Ziel in Limone. Die Höhenmeteranzeige auf der Uhr hat schon lange die 2500m Überschritten. Doch ein Gipfel nach dem anderen wartet noch auf mich. Auf jedem frage ich den Streckenposten oben „Last one?“ „NO one more!“. Ich bin fertig. Die Hitze, die Höhenmeter und die müden Beine machen mich fertig. Die Konzentration ist auch nicht gerade auf Topniveau und so stolpere ich die Höhenmeter zwischen den Gipfel eher hinab wie das ich ordentlich renne.

Dann endlich die letzte Verpflegung und die erste Zeitmatte. Von hier aus 8km und 1600 Höhenmeter hinab bis Limone. Ich kippe mir 3 Becher Cola und 1 Koffein Tablette, welche im Startbeutel war und dann geht es los. Ich starte zuerst noch verhalten, aber merke dann schnell, dass ich auf einmal wieder auf der Höhe bin. Es wird flowig. In einem Waldstück habe ich einen dieser „I LOVE IT“ Momente. Weicher Waldboden, ein traumhafter Trail schlängelt sich hier durch die Bäume und ich schwebe hinab. Es macht riesigen Spaß und ich vergesse mitten in einem der krassesten Skyraces in Europa zu sein. Ich springe absichtlich über einige Absätze, kein Vergleich zu der Situation 30 Minuten zuvor, als ich noch nicht mal wusste wie ich meine Füße noch heben sollte.
Doch ein gelbes Schild „Achtung gefährliche Passage“ weckt mich aus dem Traum. So schlimm wird es aber nicht mehr, ehrlich gefragt war ich selbst ratlos was denn jetzt noch kommen sollte. Jedoch war das Schild, im Gegensatz was wir davor schon so hatten, völlig unbegründet und so kam ich den Downhill immer besser runter. Im Strava Segment steht nachher über 8km eine 1:15 Stunden, mit welcher ich sehr zufrieden bin. Wie auch immer ein Kilian das in 35 Minuten schafft.

Wieder am Ufer des Gardasees angekommen führt die Strecke uns noch 500m flach an der Promenade entlang. Ich habe es geschafft und genieße die letzten hundert Meter vorbei an den applaudierenden Zuschauern. Mit einem Zielsprung beende ich nach 5:45 Stunden meinen heißen Ritt auf der Limone Skyrace Strecke.


Auch Marcel und Bart sind schon da und empfangen mich fröhlich. Wir müssen nicht lange warten bis dann auch Stefan direkt folgt. Der „Trail-Rookie of the year“ Peter musste leider die Vernunft siegen lassen und hat bei der Mittelstation vernünftig beschlossen, dass dieses Rennen noch etwas zu viel ist.

Als Fazit steht für mich ganz klar: GEILES RENNEN! GEILE LOCATION! KRASSE TYPEN! ICH KOMME WIEDER!
Bericht der Gipfelstürmer mit vielen Bildern
Ergebnisse Limone Skyrace 2017

Servus Lars!
Es war wie immer eine Freude, euch zu treffen. Bin schon gespannt, wie sich unsere Pläne für 2018 überschneiden 😉
Schöne Grüße in meine alte Heimat
Jochen