NHL Star als Zuschauermagnet?

Die Eispiraten Crimmitschau haben es vor gemacht. Mit Wayne Simmonds und Chris Stewart lockten sie zwei Stars aus der amerikanischen Profiliga NHL nach Deutschland. Beide spielten die letzten 30 Tag in Westsachsen und spielten sich dort in die Herzen der Fans. In der Zwischenzeit haben andere Clubs wie Bietigheim, Ravensburg, Heilbronn und Riessersee ebenfalls nachgezogen. Die Schwenninger Wild Wings hielten sich allerdings bisher zurück. Besser so oder wäre es auch bei uns von Vorteil gewesen? Wayne Simmonds und Chris Stewart haben Crimmitschau in der Zwischenzeit wieder den Rücken gekehrt. Was bleibt ist ein glorreiches Kapitel in der Vereinsgeschichte. Eine Mannschaft die vor der Saison bestenfalls auf den hinteren Playoff-Plätzen gelistet war, wenn überhaupt hat von den neun Spielen mit den NHL Spielern immerhin sechs gewinnen können. Davon unter anderem gegen Schwenningen, Ravensburg und Rosenheim. Simmonds hat in seinen neun Spielen für die Eispiraten 14 Punkte erzielt (4T/10A) und Stewart 11 Punkte (5T/6A). Außerdem stehen die Eispiraten, begünstigt durch zwei Derbys, auf dem ersten Platz der Zuschauertabelle mit 3125 Zuschauern im Durchschnitt. Letzte Saison schlossen sie diese Tabelle mit knapp über 2000 Zuschauer ab. Auch die beiden Derbys waren das letzte Jahr mit 3100 zu 4700 gegen die Lausitzer Füchse und 2700 zu 5000 gegen die Dresdner Eislöwen eindeutig weniger gut besucht und das in einen vergleichbaren Zeitraum.

In der NHL herrscht derzeit ein Lockout. Die Spielergewerkschaft und die Ligaführung können sich nicht auf die Aufteilung der Gewinne einigen. In dieser Zeit sind die Spieler quasi von ihren Clubs ausgesperrt. Viele flüchten in dieser Zeitspanne nun aus Amerika und suchen neue Clubs in Europa oder Russland um sich fit zu halten. Während die Russen sich die Dienste ihrer Landsleute gesichert haben, haben sich die DEL, NLA und die nordischen Ligen die amerikanischen und kanadischen Topleute gesichert. Die „zweite Reihe“ der Ausländer bleibt dabei aber außen vor. Also suchen sich diese Teams in den unteren Ligen.

Die Verpflichtungen in der 2.Liga haben aber alle bis auf Riessersee den Hintergrund, dass das jeweilige Team eine freie Ausländerstelle hatte. Nur beim SC Riessersee wurden die beiden Ausländer als überzählige verpflichtet und man ist dort nicht ganz zufrieden mit den Leistungen von Star-Goalie DiPietro. Allerdings darf man nicht vergessen das einige dieser Jungs auch erstmal wieder eine Eingewöhnungsphase brauchen nach dieser langen Sommerpause. Mit dem SC Riessersee und den Chrimmitschauer Eispiraten haben zwei nicht besonders finanziell stark aufgestellte Mannschaften die spektakulärsten Verpflichtungen der Liga getätigt. Möglich wurde dies durch eine Sonderleistung eines oder mehrerer Sponsoren. Wie viel die NHL-Profis hier verdienen ist aber ein gut gehütetes Geheimnis. Die Clubs müssen auf jeden Fall die Versicherung für die Jungs bezahlen, welche bei den meisten wohl zwischen 10.000 und 30.000€ im Monat liegen dürfte. Alle anderen „Extras“ sind dann Verhandlungssache.

Auch in Schwenningen schreien nun viele nach einer Verpflichtung aus der NHL. Die bisherige Saisonleistung ruft bei vielen Anhängern trotz der Tabellenführung Unmut hervor und die verpflichteten Ausländer Ray Macias und Stefan Meyer rufen noch lange nicht ihr Potential ab, welches von ihnen gefordert wird. Der Try-Out mit Macias wurde letzte Woche verlängert. Viele sahen darin die Chance einen NHL-Profi zu verpflichten und sich in der Zwischenzeit nach einem adäquaten Ersatz umschauen zu können. Gleichzeitig sind die Zuschauerzahlen diese Saison sehr niedrig. Man hatte mit 3200 Zuschauern im Schnitt kalkuliert und steht derzeit bei 2540, wobei die Tendenz weiter fallend ist. Dies liegt zum einen an der unattraktiven Ligasituation, welche letzte Saison allerdings auch schon gegeben war, andererseits aber wohl auch daran das die Leute mehr „Show“ sehen wollen und sich dadurch nur noch die Derbys raussuchen. Mit der Verpflichtung eines NHL-Spielers könnte man diese „Show“ für die einfache Masse wieder in die Helios Arena bringen. Es sind die Gelegenheitsbesucher die man motivieren muss wieder in die Arena zu kommen und nicht die Fans die sowieso immer da sind.

Die Gefahr besteht allerdings, dass wenn man einen NHL-Spieler verpflichtet und gleichzeitig dann aber immer ein Ausländer auf die Tribüne muss, sich das Mannschaftsgefüge kaputt macht. Der jeweilige Spieler wird sich ärgern und später wenn er dann wieder spielt vielleicht nicht mehr 100% für das Team und den Erfolg einsetzten. Von dem her muss man abwägen ob dies machbar ist und die Situation dann auch innerhalb der Mannschaft besprechen und klar regeln.

Meiner Meinung nach wäre die Verpflichtung eines NHL-Spielers in Schwenningen durchaus möglich. Ein Sponsor würde sich bestimmt finden. Für diesen wäre es eine gute Möglichkeit mit einer Schlagzeile a la „Firma X holt Spieler Y nach Schwenningen“. Wie man bei Crimmitschau gesehen hat, bringt so eine Verpflichtung deutschlandweit Medieninteresse. Man würde sich wieder ins Gespräch bringen, auch bei den Fans die etwas weiter weg wohnen und deswegen nur zu den „Rosinen“ kommen.
Auch spielerisch wäre es eine Möglichkeit den Ausländern die bisher noch nicht überzeugt haben eine Auszeit auf der Tribüne zu geben und sie damit wieder zu motivieren. Falls dies nichts nutzt kann man den Vertrag dann immer noch auflösen. Zudem ist derzeit nicht absehbar wie lange der Lockout noch anhält. Da Crimmitschau nun aber Clarke MacArthur für die gesamte Dauer des Lockouts verpflichten konnte, sollte sich dieser noch etwas hinziehen. Es würde sich garantiert ein deutliches Zuschauerplus in den Büchern des Vereins abzeichnen. Es bringt nichts wenn man nur über die aktuelle Situation jammert (siehe heutige Ausgabe des Südkuriers) sondern man muss auch etwas tun die Leute wieder vom Sessel hoch zubekommen. Viele bleiben an einem Freitag oder Sonntag Abend daheim weil sie die Anfahrt nach Schwenningen, um ein lasches Spiel gegen Hannover, Lausitz oder Dresden anzuschauen, nicht auf sich nehmen und lieber die NHL-Stars der DEL im Fernsehen betrachten wollen. Allerdings sollte auch abseits des Eises wieder etwas getan werden. Der Einlauf ist der schlechteste seit Jahren, die Traditionen werden mit Füßen getreten (Wunderkerzen, Papierschnipsel, nur ein „retired number“-Trikot unterm Dach) und auch sonst wurde der Werbeeinsatz fast auf Null reduziert. Durch Aktionen kann man auch zusätzlich Leute ins Stadion locken. Diese Personen kommen dann vielleicht einmal, finden gefallen daran und kommen dann immer wieder, so wie es bei den meisten von uns auch angefangen hat.

Fazit: Ein NHL-Spieler wäre in Schwenningen eine gute Möglichkeit mit der aktuellen Situation in der 2. Liga mitzugehen und durchaus über die „Herbstflaute“ hinwegzuhelfen. Allerdings müsste dies schon eine etwas größere Hausnummer sein in er Region von Simmonds und MacArthur und auch die Masse allein mit dem Namen begeistern zu können. Also ich bin klar dafür!

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