Ursprünglich wären heute knapp 50 Kilometer auf der Agenda gestanden. Nach reiflicher Überlegung und Sichtung einer neuen Strecke wurde die Distanz aber schon vor einigen Wochen auf knapp 38 Kilometer gekürzt. Dafür wurde uns Läufern eine wunderschöne Strecke durch die Weissbachschlucht versprochen. Der Start war diesmal auf angenehme 9.30 Uhr verlegt worden, da alle Teilnehmer per Bus nach Weissbach gebracht werden mussten.
Als wir mit dem Bus in Weissbach eintrafen, herrschte hier schon das aus den letzten Tagen bekannte Szenario. Hier der letzte Toilettengang, dort noch die Blessuren tapen oder einfach einen kleine Plausch halten über die letzten Tage. Neu war heute allerdings, dass die Blöcke mit 10 Minuten Abstand gestartet werden sollten. Das hatte den Hintergrund das Feld in der Weissbachschlucht etwas zu entzerren und damit keinen Stau entstehen zu lassen. Eine sehr gute Entscheidung wie sich später herausstellte.




Ich musste mich wieder in Block B einsortieren, aber nur knapp, da ich am Vortag doch gerade im letzten Streckenabschnitt einige Plätze gut gemacht hatte. Mein Ziel war es aber die ersten Kilometer möglichst voll rauszugehen und ein bisschen Luft für die Schlucht zu bekommen. Punkt 9.30 Uhr fiel der Startschuss für Block A und die „Pro´s“ schossen los. Endlich konnten wir im 2. Block Highway to hell auch einmal zu Ende hören. Dann war es auch für uns soweit.
Nach dem ersten Kilometer durch Weissbach ging es in die Schlucht. Traumhaft schlängelte sich der Weg immer am reißenden Fluss entlang. Über Felsen, Stege und Brücken. Oftmals floss neben einem ein kleiner Wasserfall den Hang hinab und kreuzte den Weg. Ein tolles Laufgefühl und der erste Flow des Tages. Nach diesem stetigen auf und ab war es aber mit dem Flow schnell vorbei. Ein kleiner Wegweiser schickte uns in den Wald hinein. Hier begann der Anstieg zum Ristfeuchthorn.
900 positive Höhenmeter auf knapp 3 Kilometer. Ein wirkliches Brett. Und der Weg, anfangs nur einzelne Trittstufen im Gelände verlangte den Läufern einiges ab. Die Höhenmeter auf der Suunto wollten nicht mehr werden und ich sehnte den Gipfel herbei. Ein Vorteil war allerdings, dass durch die Startblöcke und die ersten schnellen 5 Kilometer das Feld sich weitgehend sortiert hatte und man ohne große Überholmanöver sein eigenes Tempo gehen konnte. Ich konnte ein gutes Tempo gehen und hatte auch mit dem Knie wenig Probleme. Allerdings merkte ich schon hier, dass mein Stand durch die Schmerzen nicht mehr der sicherste war.
Nun begann der Abstieg zur Verpflegungsstation. Über 600 Höhenmeter ging es zuerst auf einem schmalen aber wurzeligen Weg bergab. Hier schlug leider der Schmerzpunkt im Knie wieder voll zu und ich musste viele Stellen gehen und etliche Läufer passieren lassen. Vorbei an einer wunderschönen Alm, traf ich dann endlich an der Verpflegung ein. Ein weites Stück bis hierhin. Ich füllte meine Vorräte auf und aß, wie die letzten Tage auch immer, ein paar Nüsse und Melonenscheiben. Nun folgte ein, für das Knie, grausames Stück. Auf einem Forstweg ging es steil bergab. Ich musste immer wieder stark abbremsen und diese Belastung schoss direkt ins Knie. Endlich in Unken angekommen erwartete uns schon die 2. Verpflegung des heutigen Tages. Schnell nachfüllen und direkt weiter. Ich wusste, dass ich nicht mehr so viel Tempo heute gehen kann mit dem Knie und wollte deshalb nicht zu viel Zeit stehend verbringen.
Der Himmel war inzwischen wolkenlos, was aber leider dazu führte, dass die Sonne unerbittlich auf unsere Köpfe brannte. Verschlimmernd war der Fakt, dass wir auf einer Teerstraße einige Höhenmeter absolvieren mussten. Kraft hatte ich am Aufstieg zum Ristfeuchthorn schon ziemlich alle verpulvert und so blieb mir nur die Option zu gehen und hin und wieder einmal anzulaufen. Ich passiere aber trotzdem noch den ein oder anderen. Bergauf war genug Kraft in den Muskeln vorhanden.

Ein letzter kleiner Anstieg brachte uns ins Skigebiet von Lofer. Unten im Tal konnten wir schon den Zielort erblicken. Eine traumhafte Kulisse rahmte dieses kleine beschauliche Örtchen ein. Nachdem wir die Skihänge gequert hatten ging es nur noch abwärts nach Lofer. Leider war hiermit für mich auch das heutige Rennen zu Ende. Ich taumelte mehr oder weniger kontrolliert nach unten. Stolperte 2-3 Mal und schlug mir auch noch das rechte Knie an. Also beschloss ich hiermit meine Ambitionen für die 4 Trails 2015 über Bord zu werfen und nur noch zu finishen. Etliche Läufer zogen hier an mir vorbei. Ich war kurz davor das Rennen komplett über Bord zu werfen. Jedoch brachten mir die aufmunternden Worte der Überholer dazu weiterzumachen. Endlich war der Ortsrand von Lofer erreicht und kurze Zeit später auch das Ziel.

Die Zeit mit 5:49:41 nur knapp unter der 200. Gesamtzeit. In der AK MEN nach dem guten gestrigen Tag nur Rang 91.
Der Zielbereich in Lofer war aber mit seinen engen Gassen und großen alten Gasthöfen wie aus der Modelleisenbahn kopiert. Ein wunderschönes Fleckchen Erde. Wir genossen die Zielverpflegung und der ein oder andere nutzte die Möglichkeit seine Füße im kalten Wasser des örtlichen Brunnes zu kühlen.
Am Abend auf der täglichen Pastaparty beschloss ich dann endgültig zwar das Rennen fortzusetzen aber nur noch auf ankommen zu laufen. Zeit völlig egal. Und auch die Kamera kommt wieder mit um euch etwas mehr Bilder liefern zu können.

Am nächsten Morgen sollte uns dann die längste aber auch schönste Etappe erwarten. Über 42 Kilometer mit 2700 positiven Höhenmetern führt uns diese Etappe über das Steinerne Meer nach Maria Alm, unserem diesjährigen Zielort.

Bis morgen!
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