Früh weckte uns die Sonne und der Wecker an diesem Morgen. Der Start war auf 7 Uhr angesetzt. Die Mehrzahl der Läufer wird heute mehr als 7 Stunden auf der Strecke verbringen. Knapp 43 Kilometer bei mehr als 2400 Höhenmeter (zumindest so die offizielle Angabe).
Halb sechs wurden unsere Taschen an der Rezeption abgeholt, ein super Service wie auch schon die letzten Tage und wir konnten uns in Ruhe zum Frühstück begeben. Gestärkt für den heutigen Tag machten wir uns in die Ortsmitte von Lofer auf. Ein letztes Mal einchecken in den Startblock mit der obligatorischen Gepäckkontrolle, lang nicht mehr so genau wie am ersten Tag. Die Stimmung war locker und gelöst. Alle freuten sich darauf heute ins Ziel zu laufen. Vor uns lag die schönste Passage der diesjährigen 4 Trails. Durch das steinerne Meer hinab nach Maria Alm.
Punkt 7 Uhr fiel dann der letze Startschuss. Wir verließen Lofer durch die engen Gassen unter grandioser Stimmung. Vielen Dank an die zahlreichen Supporter die sich jeden Tag an die Strecke stellen um uns Verrückte anzufeuern.

Aus Lofer heraus durften wir noch 2 Kilometer recht eben das Laufen genießen bevor die härteste Etappe der Salomon 4 Trails gnadenlos zuschlagen durfte. Ich merkte mein Knie nun leider auch schon in der Ebene und musste dementsprechend auf mein Tempo achten. Auf dem Nordalpenweg in Richtung des großen Hundshorn machten wir uns an den ersten Aufstieg des Tages. Im Gegensatz zu den letzten Tagen war auf einmal alles sehr entspannt. Keiner wollte drängeln, kurz stehenbleiben wegen eines Staus wurde gerne angenommen und es wurde viel geredet unterwegs. Die Stimmung allgemein sehr locker und gelöst. Die Verbissenheit der letzten Tagen war bei vielen zu einer angenehmen Lockerheit umgewandelt. Wir stapften durch den Wald die Serpentinen hinauf über eine traumhafte Alm und wieder in den dunklen Wald hinein. Immerhin waren wir hier noch sicher vor Wärme und Sonne.

Wir querten kurz unterhalb des Hundshorn und betraten die Hundsalm. Mein Knie schmerzt schon hier von dem andauernden auf und ab in diesem schönen Märchenwald.

Ab dem Hintertal führte uns der Weg ein Stück weit auf einem Schotterweg in Richtung des Dießbachstausees. Philipp und Stephan hatten sich am Vorabend mehrmals für diese Passage entschuldigt aber um Kilometer zu machen war sie leider unabdingbar. Der Weg durch das Steinerne Meer sollte die Läufer noch genug Zeit kosten und wir mussten ja schließlich alle zum Abend runter sein vom Berg. Bergauf konnte ich schon wie die letzten Tage auch ein ordentliches Tempo gehen und einige Läufer überholen.


Am Stausee angekommen galt es die Vorräte wieder gut aufzufüllen. Es sollten einige Stunden in der prallen Sonne in großer Höhe ohne Verpflegungsstation vor uns liegen. Das Panorama am See war allerdings traumhaft und hätte, bei mehr Zeit, zu einem kühlen Bad eingeladen. Aber leider mussten wir weiter. Entlang des Stausees ging es erst noch im Schutz der Bäume langsam aufwärts in Richtung des Ingolstädter Hauses. Im neben uns fließenden Bach kühlte ich das ein oder andere Mal meinen Kopf und trank einen Schluck um noch nicht auf die Reserven im Rucksackzurückgreifen zu müssen. Wahnsinn wie klar das Wasser hier war.

Dann zogen sich die Bäume zurück und die Schlange der Läufer war im schier endlosen Aufstieg zum Ingolstädter Haus der Sonne schutzlos ausgeliefert. Wie auf einer Perlenschnur reihten sich die bunten Läufer nach oben auf. Nach einiger Kletterei war endlich das Ingolstäder Haus in Sicht gekommen. Die Strecke führte hinterhältiger Weise direkt über die Sonnenterrasse, auf welcher sich schon die ersten Läufer ein kühles Bier genehmigten.


Nun folgte der Einstieg in das Steinerne Meer. Ein Weg war hier nur noch hin und wieder sichtbar und wir querten über Felsen, Restschneefelder und tiefe Spalten. Immer der orangenen Markierungen nach. Die Distanz in dieser Höhe, immerhin alles oberhalb von 2000m, hatten wir aber alle etwas unterschätzt. Wir hatten inzwischen eine gute 5er Gruppe gefunden und zusammen „segelten“ wir durch das Meer. Die Wasservoräte gingen aber sehr schnell zu neige und wir mussten gut Haus halten damit. Vorbei am Gipfel Hühnerköpfe erreichten wir den höchsten Punkt der Strecke unterhalb des Ahlhorns auf 2300m. Ein riesiges Schneefeld machte uns hier das Leben noch einmal schwer. Gleichzeitig half einem der kühle Schnee aber auch zu einer kleinen Abkühlung.



Nach schier endlosen Kehren und Felsbrocken, hinter denen wir das Riemann Haus herbei sehnten war es dann endlich soweit. Wie gemalt lag es vor uns, überragt vom Sommerstein. Am Horizont war bereits Maria Alm, unser Zielort zu sehen. Allerdings auch 7 Kilometer und 1300 negative Höhenmeter entfernt. Wir stürmten das Riemann Haus und genehmigten uns erst einmal ein kühles Bier. Wie ein Tropfen auf einem heißen Stein verdunstete dieses aber in unseren Kehlen. Wie gerne hätten wir uns mit 2-5 weiteren Bier hier auf die Terrasse in die Sonne gelegt. Doch vor uns lag noch ein harter Abstieg.

Über in den Stein gehauene Stufen ging es bergab. Mein Knie war nun komplett am Ende. Over and Out. Zum Glück nur noch irgendwie runterkommen. Entlang der Seile zur Sicherung hangelte ich mich irgendwie nach unten. Zwischendurch überholten mich auch der ein oder andere Wanderer mit einem ungläubigen Blick. Wenn die wüssten was wir die letzten Tage hinter uns hatten. So kam ich mir einfach nur vor wie ein Laie der die Berge unterschätzt hatte und da in völlig falscher Ausrüstung am Seil hängt. Wie gerne hätte ich hier noch die Möglichkeit gehabt zu rennen.
Immer wieder trafen wir auf Leute der Bergwacht, welche diesen letzten heiklen Abschnitt absicherten. Auch eine Notwasserstelle hatte man kurzfristig auf die Beine gestellt. Vielen Dank für dieses kurzfristige Umplanen. Als endlich die letzte offizielle Verpflegung in Sichtweite kam, wusste ich, dass ich es geschafft hatte. Nur noch 4 Kilometer auf Forstwegen bergab. Ich duschte meinen überhitzten Kopf kurz ab und weiter ins Ziel. Schon erreichte ich den Ortsrand und konnte den Sprecher im Ziel schon hören.

Nach 8:24 Stunden überquerte ich die letzte Ziellinie der Salomon 4 Trails 2015. Es war geschafft. Ich aber auch. Hinter uns lagen 4 Tage voller Freude, Faszination, Schmerzen, Tränen, Blut und Schweiß. Die Gesichter der umstehenden Finisher alle gezeichnet der Strapazen der letzten Tage, aber gleichzeitig aber auch alle glücklich und zufrieden es bis hierhin geschafft zu haben.

Nach einer Dusche folgte noch einmal das abendliche Ritual der Siegerehrung. Die Stimmung unter den Läufer war ausgelassen und es wurde das ein oder andere (nun auch endlich mal alkoholreiche) Bier konsumiert und auf den Erfolg angestoßen. Zeiten interessierten keinen, wir waren alle Finisher!

Nun ein paar Tage später sind die Salomon 4 Trails zwar schon Geschichte aber immer noch fest in meinem Kopf. Was für ein grandioses Erlebnis. Die beiden Streckenchefs Philipp Reiter und Stephan Repke aka Gripmaster hatten sich wirklich Mühe gegeben und uns eine Strecke präsentiert, die wirklich merklich von Trailrunnern für Trailrunner gemacht worden war. Klar gibt es hier und da immer mal Probleme mit Genehmigungen oder dem Wetter, aber für die ein oder andere Forststraße entschädigte die Strecke direkt wieder mit einem wunderschönen Trail. Läuferisch verlangte die Strecke alles von uns Teilnehmern ab und forderte leider auch den ein oder anderen Ausstieg.
Die Organisation von Plan B war wie gewohnt perfekt und auf alle Wünsche und Anregungen wurde versucht zeitnah reagieren zu können. Der Gepäcktransport klappte problemlos und auch im Zielort war man nie verloren. Der Orga Camper wusste immer Rat und brachte die erschöpften Läufer mit genauen Informationen zu ihren Unterkünften. Ich vermisse die abendliche Siegerehrung und die Berichte der anderen über das erlebte des Tages. Aber nicht mehr lange. In knapp 40 Tagen heißt es schon wieder „Alpen ich komme!“ Der Transalpine wartet und wir werden das ganze dann über 8 Tage angehen.
Die 4 Trails kann ich jedem empfehlen, der einmal Trailrunning in den Alpen über mehrere Tage bestreiten will. Das Ferienlager Feeling gehört mit dazu und macht die Veranstaltung zusätzlich zu einer tollen Erfahrung.
Schön war’s ! Wir sehen uns beim TAR 😉
Das war es wirklich 😉 bis in 38 Tagen dann