2 Wochen nach Berlin. Der 4. Wettkampf am 4. Wochenende in Folge. Greifensee Halbmarathon, Berlin Marathon, Lupfenlauf und nun also der Schwarzwald Marathon. 4:12 Stunden lautet meine letzte Zeit auf dieser knapp 460hm enthaltenden Strecke. Bereits im letzten Jahr habe ich in der Laufgruppe rund um den Marathon mittrainiert, konnte aber dann wegen dem gleichzeitigen Start beim Köln Marathon nicht teilnehmen. Also war ich eine Teilnahme dieses Jahr schuldig.
Nach der sub 3 Stunden in Berlin wollte ich den Schwarzwald Marathon eher als gemütliche Veranstaltung planen. Liegt der Start doch keine 5 km entfernt. Bei einem Blick auf die Ergebnisse des letzten Jahres sah ich alllerdings, dass eine 3:07 letztes Jahr als Altersklassensieg gereicht hatte. Ich malte mir aber nicht zu große Hoffnungen aus, da ich wusste, dass das Feld dieses Jahr in der MHK stärker besetzt sein sollte.
Um 8 Uhr machte ich mich also auf nach Bräunlingen. Schnell die Unterlagen abgeholt und dann erstmal frühstücken. 2 trockene Brötchen und ein Iso Drink dazu. Manchmal wäre es vielleicht doch besser ausgewogen zu frühstücken vor einem Marathon, wie z.B. in Berlin. Vor allem wenn ich mir da teilweise die Ernährungsvorbereitung von einigen Laufkollegen anschaue.
Dieses Jahr spielte sich der ganze Marathonrummel in der Sporthalle ab, da die Festhalle noch im Umbau war. Das hatte auch zur Folge, dass die Strecke zum ersten Mal durch das Tor von Bräunlingen führte. Das schöne an diesen regionalen Läufen ist, dass man so viele bekannte Gesichter trifft mit denen man plaudern kann. Bis man gegenseitig von der vergangenen Laufsaison erzählt hat, ist es schon fast wieder stressig rechtzeitig am Start zu sein.
Ich reihe mich zusammen mit Ralf ungefähr in die 5. Reihe ein und warte auf den Startschuss. Die ersten Kilometer geht es noch flach aus Bräunlingen raus und dann ab km 4 steigt die Strecke stetig an. Ab der Halbmarathonmarke geht es dann wieder bergab. Mein Plan war einen negativ Split zu laufen, soll heißen langsamer auf der ersten Hälfte und dann Vollgas auf der zweiten.

Nach einem Geburtstagständchen erfolgte um 9.30 Uhr der Start. Ich wollte mit Ralf zusammen laufen solange es für mich oder ihn ging. Allerdings war nicht geplant, dass dieser Punkt für mich schon nach bereits 700m kommen sollte. Mir fuhr es wie ein Stich in den Rücken und ich bekam erstmal keine Luft mehr. Ich versuchte das Tempo zu halten und fabrizierte einige für den Zuschauer bestimmt seltsame Verrenkungen. Ich brauchte bis KM 3 bis ich mich wieder besser fühlte. Na das kann ja klasse werden dachte ich mir. Den Gedanken bei 700m auszusteigen hatte ich zum Glück nur 0,4 Sekunden.
Noch im Plan mit dem Tempo erreichte ich die Abzweigung zur Steigung. 4 Kilometer in 16:48 Minuten lagen hier hinter mir. Das Läuferfeld ist hier bereits sehr ausgedünnt und ich erkenne gut Ralf ca. 400m vor mir. Plötzlich schert vor mir ein Fahrrad auf die Strecke ein. Ein weißes Schild signalisiert, dass es sich hierbei um das Führungsrad für die erste Frau handelt. Das erklärt das Schnaufen in meinem Nacken für die nächsten 6 Kilometer. Die spätere Siegerin der Damenwertung hängt mir den ersten Anstieg bis km 10 permanent im Nacken. Ich biete wohl ein gutes Zugpferd mit ausreichend Windschatten. Bei Kilometer 10 (45:01) geht es mir zu sehr auf die Nerven, da sie auch jeden Spurwechsel konsequent mitmacht und ich beschließe kurz das Tempo etwas anzuziehen, als ich auf die kurze Asphaltpassage treffe. Sie geht das Tempo zum Glück nicht mit und lässt abreißen.
Ich laufe auf Silas auf und gemeinsam biegen wir auf die Marathonrunde ab. Die Strecke steigt nun weiter bis zum höchsten Punkt auf knapp 1000 Meter an. Das Wetter spielt perfekt mit und hüllt den Wald in ein Nebelfeld. Nicht zu warm aber auch nicht zu kalt. Wir schwätzen mehr als das wir angestrengt laufen und so verfliegen die Kilometer sehr rasch. Die Halbmarathonmarke passieren wir bei 1:35:55 Minuten. Also eine Prognose von 3:12 auf den Marathon. Ab nun geht es abwärts. Ich löse die Handbremse und hoffe, dass mein Plan mit dem Kräfte sparen auf ging.
Die ersten Kilometer scheint das auch wunderbar zu klappen. Bei km 25 liegt schließlich die offizielle Matte am entferntesten Punkt der Strecke um ein Abkürzen zu verhindern. Bei Kilometer 27 schließlich verabschiedet sich Silas weil er Probleme mit seiner Wade bekommt. Ich hab allerdings selbst ein kleines Loch und muss 2 Kilometer etwas Tempo rausnehmen. Hier überholt mich Rainer vom TV Konstanz. Er läuft die 17km Etappe der Staffel. Ihn im Blick motiviert mich wieder ein bisschen und ich komme wieder aus meinem Loch heraus. Ich laufe die nächsten 5 Kilometer bis Unterbränd im Sub 3 Stunden Schnitt. Bei Kilometer 35 (2:37:38) bin ich mir schon sicher die 3:15 Stunden heute wieder zu knacken.
Auf dem letzten Abstieg entlang des Kirnbergsees merke ich allerdings, dass meine Beine immer schwerer werden. Die erste Hälfte hat doch mehr Kraft gekostet als ich mir selbst eingestehen wollte. Bis zur Verpflegung bei km 39 schleppe ich mich mit 4:30min/km bergab. Trotz meines (gefühlt) lahmen Tempos kann ich noch 2-3 andere Läufer aufsammeln, die sich komplett im Nirvana der Erschöpfung befinden. Bei der Verpflegung schnell mein letztes der 4 Gels genommen, mehr für den Kopf als für den Körper und los auf die letzten 3 ebenen Kilometer bis zum Ziel.
Plötzlich sehe ich auf der langen geraden Strecke Ralf wieder. Er scheint Probleme zu haben, schließlich kann ich recht schnell aufholen. Bei km 41 laufe ich auf ihn auf, er geht nur noch. Ich fordere ihn auf doch die letzten 1,2 Kilometer nochmal auf die Zähne zu beißen und mit mir mit zu laufen. Meine eigenen Probleme im rechten Oberschenkel versuche ich zu diesem Zeitpunkt zu unterdrücken. Wir laufen gemeinsam bis Kilometer 42. Dann bekommt Ralf auf einmal eine zweite Luft und zieht davon. Er fordert mich auf zu folgen aber der Oberschenkel lässt mich nicht. Ich lasse ihn ziehen. Er läuft zwar auch meine Altersklasse aber ich weiß zu diesem Zeitpunkt schon, dass es weder für mich noch für ihn für eine Platzierung reichen wird, da das Feld dieses Jahr zu stark besetzt ist (AK-Sieger 2:45).
Ich erreichte das Ziel in 3:10:59 Stunden Platz 23 gesamt und 5. in der Altersklasse MHK. Ralf hatte mir noch 21 Sekunden abgenommen auf den letzen Metern, aber „Who cares?“. Freut mich für ihn so eine tolle Leistung abgeliefert zu haben und ich bin nach meiner Berlinzeit eh noch völlig zufrieden. Nach einer Dusche genieße ich noch eine ausgiebige Massage im Ziel und unterhalte mich noch mit den vielen Laufkollegen. Die Veranstaltung ist auch dieses Jahr unter neuer Führung vollkommen gelungen und es ist immer wieder toll zu sehen wie so ein kleines Orgateam seit 1968 hier einen Marathon auf die Beine stellt. Und das ganze zu fairen Preisen und familiärer Nähe. Ich freue mich schon auf das 50. Jubiläum 2018.
Gleichzeitig war der Schwarzwald Marathon nun voraussichtlich das Ende für meine Marathon/Ultrasaison 2014. 6 Marathons und 2 Ultras mit 100km sollten reichen und der Körper braucht auch mal etwas Pause. Diese Pause will ich ihm gönnen und werde ihn bis zum „The Race“ von Getting Tough am 6. Dezember erstmal nur noch über kurze Wettkampfdistanzen prügeln. Aber es wäre nicht ich, wenn da nicht ein großen AUßER stehen würde…
Also wenn jemand mir eine tolle Idee und/oder nach Möglichkeit auch einen Startplatz für ein Event in der Region hat, immer her damit. Auch gerne als Pacemaker ohne Stress auf Bestzeit. Pause ist doch etwas langweilig und kann man ja ab dem 7. Dezember immer noch machen 😀
Hier der Move und die offizielle Ergebnisliste!