Nach 3 endlosen Stunden Busfahrt durch unwetterartigen Regen kamen wir endlich in Inverness an. Das Tor zu den Highlands. Am Mount Everest würde man das hier als Basislager bezeichnen. Kaum jemand bleibt länger als 1-2 Nächte. Die Fußgängerzone wird beherrscht von Outdoorgeschäften und bis auf ein kleines Castle auf einem Hügel, welches man nicht besichtigen kann, hat die Stadt nicht sehr viel zu bieten.
Übernachtet hatten wir im Higlander Hostel. Wie sich am Ende herausstellen sollte das schrecklichste unseres gesamten Urlaubs und ein wahrer Kulturschock nach der tollen Unterkunft bei Clara. Der Schrecken fängt schon mit dem Eingang an. In einer kleinen Unterführung betritt man ein grell gelb und blau gestrichenes Treppenhaus. Der Empfang war freundlich, der einzige Lichtblick. Wir bekamen 2 Betten in einem mixed 16er Zimmer. Die Bäder waren auf dem Gang und unter aller Sau. Irgendwas war in jedem kaputt. Spülkasten abgerissen, Licht defekt oder das Wasser kam an allen Ecken und Enden aus dem Duschschlauch nur nicht aus der Brause.
Wir plünderten kurz den nächsten Supermarkt und beschlossen auf ein altbewährtes „Hostelgericht“ zurückzugreifen. Spaghetti mit Pesto. Beim Anblick der Küche auch die richtige Wahl. Überall lagen dreckige Töpfe rum und was überlief auf dem Herd brannte sich schon irgendwie fest.
Nach einem kleinen Spaziergang hoch zum Castle beschlossen wir den schon fortgeschrittenen Abend mit einem Pint in einem gemütlichen Pub um die Ecke zu beenden.
Nach einer unruhigen Nacht im 16er Zimmer war ich morgens doch recht früh wach und begab mich zuerst auf einen kleinen 6km Lauf entlang des River Ness. Das Wasser des Ness ging dabei deutlich bis ans Ufer und teilweise sogar weit darüber hinaus. Meine Füße waren keine 400m trocken geblieben. Nach einer warmen „dreckigen“ Dusche beschlossen wir zum Loch Ness und Urquart Castle hinaus zu fahren. Erreichen kann man das Castle sehr gut mit dem Bus.
Kaum am Castle angekommen erwartete uns das erste Mal die „Tourikeule“. Bus nach Bus wurde hier ausgeschüttet und direkt ins Besucherzentrum geführt. Kein Vergleich zum wild romantischen Slains Castle in Aberdeen. Für 7£ Eintritt betritt man die Anlage von Urquart Castle. Die jetzt noch sichtbaren Reste der Anlage stammen aus dem späten 17. Jahrhundert als das Castle aufgegeben und anschließend geplündert wurde. Im Regen rannten wir aber mehr durch die Anlage, als das wir sie wirklich ausgiebig besichtigten.
Im großen noch gut erhaltenen Turm spielte ein Dudelsackspieler und erzeugte zusammen mit dem Regen und den tiefhängenden Wolken über dem sagenumwobenen Loch Ness eine einzigartig mysteriöse Stimmung. Es fehlte nicht viel und man hätte sich wahrhaftig vorstellen können wie Nessi zu den Klängen des Dudelsacks ihren Kopf aus dem Wasser reckt. Spätestens der nächste Regentropfen im Nacken holte uns aber wieder aus diesem Tagtraum zurück. Völlig durchnässt flüchteten wir auf eine Tasse warmen Tee ins Besucherzentrum mit angeschlossenen Shop. Kurz bevor wir mit dem Bus wieder zurück nach Inverness fahren wollten riss allerdings die Regenwand kurz auf und es reichte noch für ein paar Fotos ohne Regen.
Zurück in Inverness erstmal etwas trockenes anziehen und dann die Weiterfahrt am nächsten Tag planen. Es sollte weiter nach Thurso ganz im Norden des schottischen Festlandes gehen. Schnell übers Internet die Zugtickets gebucht und zum Bahnhof gelaufen um diese abzuholen. Dort erwartete mich aber ein großes Durcheinander. Alle Züge gen Süden sollten ausfallen wegen des starken Regens der letzten Tage. Erdrutsche und überflutete Gleise machten vor allem die Passage in Richtung Glasgow unpassierbar. Zum Glück wollten wir aber in den Norden und der freundliche Scotish Rail Mitarbeiter sicherte mir zu, dass die Züge auf jeden Fall morgen fahren werden.
Nach einem gemütlichen Abend mit Tee und Phase 10 verkrochen wir uns in die warmen Betten.
Diesmal war die Nacht etwas ruhiger als die letzte Nacht und ich beschloss eine etwas längere Runde zu laufen. Nach 12km kam ich allerdings völlig durchgefroren und pitsch nass wieder am Hostel an. Die Laufsachen hatten schon gar keine Chance mehr trocken zu werden.
Nach kurzem Frühstück aus dem Marks & Spencer bestiegen wir den Zug gen Norden mit 20 min Verspätung. Auch an diesem Tag die einzige Linie die fahren sollte…
tbc!