Es ist 21:15 Uhr Samstag Abend den 5. September 2015. Im kleinen Bergdorf Sulden unterhalt des Ortlers am berühmten Stilfser Joch sitze ich in der großen Halle auf einer Bierbank und habe übelste Gänsehaut. Vor uns läuft das Highlight-Video der vergangenen Tage und es erklingt dazu Jeff Buckley mit Hallelujah. Den Personen um mich herum ergeht es dabei ähnlich. Ein paar fließen auch Tränen über die Wangen. Ein paar Tische weiter hört man ein klirren anstoßender Gläser. Es gilt etwas zu feiern. In dieser Halle sitzen tausende Kilometer Lauferfahrung. Viele von diesen Personen sind soeben 8 Tage über die Alpen gelaufen. Zu Fuß, mit ihrer eigenen Muskelkraft. Viele Stunden, teilweise mehr als 2,5 Tage reine Laufzeit haben sie sich unter Blut, Schweiß und Tränen einen Lebenstraum erfüllt. Einige von ihnen sind schon Veteranen und vereinzelt schon das 10. Mal am Start. Doch diese Szenerie lässt keinen kalt. Aber unter den vielen strahlenden Gesichtern gibt es auch ein paar nachdenkliche Mienen. All die, welche dieses Jahr den Transalpine Run 2015 nicht beenden konnten. Sie sind die tragischen Figuren dieses Laufes. Ob durch Verletzung, Magenprobleme oder überschrittene Cut-Off Zeit, am Ende sind es beinahe 140 Teams die aufgeben mussten. Manchmal komplette Teams, in vielen Fällen aber ein Teampartner.
268 Kilometer, 15.500 Höhenmeter im Aufstieg und 14.300 im Abstieg stecken in den müden Füßen und doch wird es eine legendäre Partynacht in Sulden werden. Der Gedanke an die vergangeneren 8 Tage und den Start in Oberstdorf am Samstag vor einer Woche wirkt irgendwie surreal.
Wenn ich einen Marathon oder kleineren Ultralauf absolviere verarbeite ich diese Bilder immer recht schnell. Ich sortiere im Kopf die schönen Erlebnisse von den schlechten und versuche mir die positiven als spätere Motivationsstütze zu speichern um in schweren Situationen wieder genau auf diese zurückgreifen zu können. Bei 8 genialen Tagen fällt dies aber nach dem Transalpine Run 2015 etwas schwerer und deshalb habe ich auch etwas länger gebraucht um meinen Bericht überhaupt erst anfangen zu können. Zu frisch, zu gigantisch waren die Eindrücke in den ersten Tagen und der Kopf regelrecht überfordert.
Ich will nun langsam anfangen Tag für Tag des Transalpine Run 2015 zu verarbeiten und euch an diesem „Nochmal erleben“ teilhaben lassen. Ab Morgen werdet ihr nach und nach die Berichte der verschiedenen Etappen hier finden mit etlichen Bildern dazu.
Viel Spaß beim Lesen!
Bericht Stage 1 Oberstdorf -> Lech
Bericht Stage 2 Lech -> St. Anton
Bericht Stage 3 St. Anton -> Landeck
Bericht Stage 4 Landeck -> Samnaun
Bericht Stage 5&6 Bergsprint, Samnaun -> Scuol
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