Warum den Trainingsplan nicht selbst schreiben? – Woche 3 zur TorTour de Ruhr

Eigentlich sollte man meinen als Trainer kann man sich selbst den besten Trainingsplan schreiben. Kennt man sich doch selbst am besten, weiß wie müde man sich fühlt oder wie gut das Training in den Alltag passt. Doch ist ein Trainer wirklich der beste Trainer auch für sich selbst? 

Selbsttraining

Schon oft in der Vergangenheit habe ich mir selbst Trainingspläne geschrieben und diese auch (mehr oder weniger) durchgezogen. Dies sowohl für den Köln Marathon 2017, für den Rennsteiglauf 2016 oder auch für den AlpenX100. Die Trainingspläne haben immer mehr oder weniger gut funktioniert, was aber selten daran lag ob er gut oder schlecht geschrieben war. Mehr war die Durchführung der entscheidende Punkt. Ende September 2018 beschloss ich dann mich von einem anderen Trainer coachen zu lassen. Ich wählte damals Michael Arend Training und Micha selbst wurde mein Trainer. Wir kannten uns bereits von einigen Wettkämpfen zuvor, unter anderem dem Transalpine Run 2016. Mit seiner Unterstützung gelang mir das Finish von Olne-Spa-Olne Ultra, Düsseldorf Marathon (sub 3 Pacer), Innsbruck Alpine K85 und eine neue Bestzeit beim Rennsteiglauf. 

Kurz danach wechselte ich im September 2019 selbst in Michas Trainerteam und war fortan wieder mein eigener Trainer. Zwar lief ich im Dezember 2019 meine derzeit noch gültige 10km Bestzeit, aber das Training wurde wieder unstrukturierter. Intervalle mit Arne machten wir zwar lose nach Konzept aufbauend, aber nicht so richtig nach Plan und die Wochenenden verbrachte ich natürlich immer auf langen Touren in den Bergen. Zusammengefasst zwar trotzdem ein ganz guter Trainingsablauf, aber eben auch kein richtiges Training nach Plan. 2020 zog sich das dann so durch, Wettkämpfe gab es ja irgendwie aufgrund der aktuellen Lage sowieso nicht wirklich und so war ich meistens auf diversen Gipfeltouren unterwegs. Erst für das Innsbruck Alpine Trailrun Festival K110 hatte ich mir wieder selbst einen Trainingsplan geschrieben. Diesen befolgte ich aber wieder sehr halbherzig und den K110 musste ich wegen einer Verletzung nach 35km abbrechen. Naja passte irgendwie zu 2020. 

Trainingsplan für die TorTour de Ruhr

Für die Tortour de Ruhr sollte das nun anders werden. Ich bat Stefan, einen Trainerkollege aus unserem Team, ob wir uns nicht  mal zusammen setzten könnten und er mir einen Trainingsplan auf die TorTour ausgerichtet erstellen könnten zusammen. Wie oben schon erwähnt könnte ich mir das auch selbst, aber an einen fremden Plan halte ich mich einfach viel besser. Schon allein beim Erstellen des Plans will man sich einfach nicht selbst weh tun. 12x1km Wechsellauf? „Puh das wird hart werden, 10x reicht doch auch“ oder „2 mal Laufen am Tag?“ „Never viel zu viel“. Stefan hat darauf keine Rücksicht genommen und einfach durchgezogen. Das tut mir gut, so muss ich nicht drüber nachdenken ob das zu viel oder zu wenig ist, drücke ich mich selbst vor der Härte? So muss ich „einfach“ nur die Einheit laufen und weiß es richtig gemacht zu haben. 

Der zweite Aspekt ist die Kontrolle. Schreibt und überwacht man seinen Plan selbst, hat man niemand außer sich selbst vor dem man sich rechtfertigen muss ob man das Training nun kürzt oder ausfallen lässt. So denke ich schon für mich selbst, die Ausrede muss schon verdammt gut sein, wenn ich mal nur keine Lust habe und dann ist es doch einfacher einfach durchzuziehen und auf die Ausrede zu verzichten. Stefan kontrolliert war den Plan jetzt nicht entsprechend genau, als wenn ich ein Athlet bei ihm wäre, inwiefern die Einheiten richtig oder falsch gemacht sind, kann ich selbst beantworten und auch die Ermüdung und Entwicklung anhand der Trainingsdaten (dazu in einem der nächsten Artikel mehr) einschätzen.

Also selbst wenn ihr denkt ihr könntet euch einen Trainingsplan auch selbst schreiben, für die euch wichtigen und großen Ziele lohnt es sich doch immer auch sich einen Trainingsplan schreiben zu lassen. So hat man zum einen die Gewissheit nicht zu leicht mit sich ins Gericht gegangen zu sein und auf der anderen Seite gibt es immer noch jemand, der den Plan kontrolliert und diese Motivation hilft einem so oft ein unbequemes Training doch mal durchzuziehen, als wenn man nur mit sich selbst dann ausmachen muss, sich gedrückt zu haben.  

Danke an Stefan schon mal an dieser Stelle 🙂 

Über die Inhalte des Trainingsplan bzw. die Absicht hinter der langfristigen Planung werde ich nochmal separat berichten. 

Woche 3

Die dritte Woche im Trainingsplan, sollte eigentlich die erste Ruhewoche sein. Nach 140km letzte Woche in der zweiten Belastungswoche, musste ich aber erstmal noch merken, dass Ruhewoche nur im Sinne von Intensität gemeint ist. Auch in der Ruhewoche kam ich nun auf 153km Laufen. Montag war Zusatzeinheit. Wie meistens Montags gemütlich mit der Bürorunde, derzeit mit Toni und Arne meistens. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils dann das gleiche Programm. Etwas unterschiedliche Distanzen, in Summe aber jedes Mal 90 Minuten Ausdauerlauf.

Freitag dann die einzige Intensitätseinheit der Woche. 17km Wechsellauf, also 1km schnell 1km langsamer. Diesmal aber in Zone 4 sprich 100% an der Laktatschwelle. Also geplantes Tempo so 3:50min/km. Das ging auch echt richtig gut, sodass alle Kilometer eher bei 3:45 lagen, da muss ich mich noch etwas zügeln bzw. die Pause schneller laufen, dann werden die Intervalle automatisch langsamer. Samstag stand dann wieder ein einfacher Dauerlauf auf dem Plan, zusammen mit Arne ging es über die Hügel der Voralpenlandschaft.

Und zum Abschluss dann Sonntags eine doppelte Einheit. Morgens allein durch den Nebel und abends dann mit Arne und Ferdi um den Hopfensee. Viel zu viel Tempo am Start gewesen und entsprechend den Lauf auch leider zu 46% in Zone 3 versenkt und somit zu intensiv gelaufen, aber es war echt erstaunlich wie gut die Beine noch ziehen konnten nach dieser Woche. 

Zwischenstand 

Bisher läuft das Training super. Der erste Belastungsblock 2 Wochen +1 Ruhewoche ist jetzt durch und ich stecke den gesteigerten Umfang derzeit gut weg. 120-130-132-145-153km waren die Wochensummen der letzten 5 Wochen, davon 568km im Januar. Müsste damit der Monat mit den zweitmeisten Kilometern sein, die ich jemals gelaufen bin. Die Beine fühlen sich derzeit echt noch gut an, klar zwickt es hier und da mal, aber mit Blackroll und Massage Gun ist die Sache ganz gut in Griff zu bekommen. Ich freue mich nun auf die nächste Belastungswoche wieder. 

Zusammenfassung der Woche

153km
12:20 Stunden
880 TSS (Die CTL von Trainingpeaks oben stimmen nicht aufgrund von Stryd Walking Einheiten)

Bilder der Woche

1 Kommentare

  1. Whow! Das klingt ja nach einem spannenden Projekt. 153 Kilometer in einer „Ruhewoche“ mit 8 Einheiten ist in meiner Vorstellung eher ein 2:20 Marathoni als ein entspannter, wenn auch motivierter Trailläufer.
    Ich bin total gespannt, ob du das durchziehen kannst, oder ob dir dein Körper vorher den Stecker zieht (egal ob muskulär, durch einen Infekt oder durch irgendwelche orthopädischen Sachen).
    Wie gesagt: Für mich klingt das nach „Sieg oder Sarg“, nach Erster oder DNF (bzw. im dümmsten Fall, gar nicht starten können).
    Jedenfalls wünsche ich dir viel Erfolg weiterhin und werde beobachten, wie sich das ausgeht.
    Herzliche Grüße aus KF
    Bam
    P.S. Was ist ein TSS??

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