Pfingsten 2018 unter der ehemaligen Eisenbahnbrücke am Baldeneysee kur nach Essen. Die Suunto zeigt knapp 188km an. Ein nettes Schild am Rande erzählt mir „nur noch ein Marathon“. Ich setze mich und esse ein paar Pellkartoffeln an einer der zahlreichen mit so viel Engagement gestalteten Verpflegungsstationen. Knapp 21 Stunden ist es her seit meinem Start in Winterberg am vergangen Tag um 8 Uhr morgens. Ich sitze das erste mal bei dieser TorTour länger und stelle mir die Frage ob es wirklich weiter gehen kann. Bis hierhin war ich die letzten Kilometer noch gut im Wechsel 2km Laufen 5min Gehen voran gekommen, doch die letzten Kilometer fielen mit schon verdammt schwer. Der Plan war eigentlich kurz was essen, verpflegen und dann weiter gehts mit der Lauf/Gehen Taktik. Doch als ich wieder versuchte Anzulaufen merkte ich recht schnell, dass es nicht mehr geht. Also noch ein paar Kilometer weiter gehen. An meiner Seite mein Kumpel Lars. Bei Kilometer 200 war in Werden der nächste Treffpunkt mit Margit und Melanie verabredet. Kurz vorher fuhr Lars dann vor auf dem Rad und kündigte den beiden an, dass es das wohl gewesen sei für mich. Ich kam bei der Crew an und direkt war allen klar, dass das mein DNF bedeuten sollte. Nach gut einer Stunde hadern mit mir selbst entschloss ich mich dann schließlich bei Jens anzurufen und mich vom Rennen abzumelden.
Doch woran lag es? Ich glaube das entsprechende Video, welches inzwischen wohl die meisten von euch schon kennen spiegelt mein grundlegendes Problem am besten wieder. Meine Muskeln hatten einfach zugemacht, vor allem im Oberschenkel bzw. Hüftbeuger ging einfach gar nichts mehr. Es war mir nicht mehr möglich die Beine aus eigener Kraft zu heben.
Die Erholung dauerte ungefähr zwei Wochen und mental sowie körperlich fühlte es sich nicht so ganz wie eine Niederlage an. Ich hatte 200km geschafft und lag zum Zeitpunkt meines Ausscheidens auf einem super 4. Platz. Bis dahin und bis heute meine längste gelaufene Distanz und wir waren echt naiv, sowohl ich als Läufer, als auch wir als Crew an die TorTour de Ruhr heran gegangen.
Nochmal TorTour de Ruhr?
Schon direkt am nächsten Tag stand für mich fest, das war nicht die letzte TorTour. 2020 sollte es dann wieder so sein, aber aus bekannten Gründen wurde die TorTour auf 2021 verschoben.
Doch warum überhaupt nochmal an die lange Distanz ran wagen? Auf Asphalt? Ohne Höhenmeter?
Mich reizt die Distanz einfach, die Herausforderung mit der Crew und natürlich auch die „Beim nächsten Mal muss es klappen“ Situation, die mir gezeigt hat, dass es machbar ist mit 200 schon geschafften Kilometern. Vor mir liegt nun natürlich ein knüppelharter Trainingsplan und ich kenne bisher nur die Zeit bis Ende Februar, aber auch das ist eine dankenswerte Aufgabe in der derzeitigen Situation, in der man die Kontrolle über die eigene „Lebensplanung“ doch auch mal gerne wieder aus der Hand gibt. Aber warum ich mir den Plan nicht selbst geschrieben habe als Trainer, dazu im nächsten Beitrag mehr.
Trainingswoche 2
Die Trainingswoche lief recht gut. Montags schluderte ich aber den Pausentag um den Januar Streak am laufen zu halten und drehte mit Arne eine lockere Runde zum Start in die neue Woche, einiges an Schnee war noch am Wochenende gefallen und so genossen wir die Winterlandschaft.
Am Dienstag folgte der nächste Tempolauf. Nach dem Warmlaufen stand 1 Stunde Dauerlauf in Zone 3 auf dem Plan. Für mich bedeutet dies eine Pace von 4:10min/km zu halten. Der Lauf klappte richtig gut und ich war sehr zufrieden. Die Herzfrequenz steigerte sich langsam in Zone 3 und ich konnte bis zum Ende gut durchdrücken. Mittwoch und Donnerstag quasi nur business as usual.
Erst am Freitag dann wieder eine Besonderheit. Der Crescendolauf mit jeweils langem Ein- und Auslaufen. 6km Einlaufen, dann 20min a 4:10 und anschließend ohne Pause direkt auf 10min a 3:55min/km beschleunigen, anschließend 6km Auslaufen. Vor der Einheit hatte ich etwas Respekt, haben die Beine nach dem Einlaufen und dem ersten Block doch auch schon über 11 Kilometer in den Beinen, davon 5km im höheren Tempo, bevor man dann noch einen Gang hochschalten muss. Das gelang aber problemlos und ich konnte 3 Kilometer a 3:53min/km zu Ende bringen.
Samstag dann wieder zwei Einheiten auf dem Plan. Die ersten 20k wieder mit Arne, der mich auch schon am Vortag beim Crescendo tapfer begleitet hatte und abends ackerte ich mich dann nochmal raus und absolvierte bei sauglatten Verhältnissen die zweite Einheit des Tages.
Der Sonntag bestand eigentlich aus dem gleichen Programm, aber nach den 22 Kilometern am Morgen im tiefen Schnee und mit immer wieder glatten Verhältnissen war ich dann mit meiner Kraft durch und beschloss die zweite Runde auszusetzen und mit einer Stunden spazieren gehen zu ersetzen. ‚
Jetzt folgt die erste Ruhewoche im Plan, immer noch über 100km auf den Beinen, aber mit deutlich reduzierter Intensität. Ich bin gespannt.
Zusammenfassung:
138km
11:24 Stunden (Laufen)
770 TSS (Laufen)
Bilder der Woche:
Zur Woche 1