Die Oberschenkel schmerzen beim Aufstehen, das Handy trocknet auf der Heizung. Irgendwas muss da gestern passiert sein. Doch es handelte sich nicht um einen ausschweifenden Abend auf einer der unzähligen Fasnetsveranstaltungen in der Region, anders als die meisten kann ich mich noch voll und ganz an den Vortag erinnern. Mit einem Grinsen im Gesicht denke ich an den Vortag zurück.
Um kurz nach 10 Uhr erreichte ich zusammen mit Robert den Hirschen in Sankt Märgen. Noch schneit es und taucht die Landschaft um uns herum in ein weißes Gewand. Über Nacht sind hier oben gute 20 Zentimeter Neuschnee auf die noch vorhandenen 30 Zentimeter gefallen. Nach und nach trudeln weiter Autos mit bunt gekleideten Personen ein. Doch es handelt sich hier nicht um eine Fasnetsparty mit unterschiedlichen Kostümen. Ganz im Gegenteil. Marc und Sebastian von freidynamik hatten eingeladen zu einem Traillauf auf den Höhen des Schwarzwaldes im Schnee. Versprochen hatten sie nicht zu viel und so folgten ca. 25 Leute dieser Einladung und trotzten dem Wetter.
Nachdem alle dick und wasserdicht eingepackt waren begab man sich nach draußen für ein Gruppenfotos. Die beiden Guides hatten für uns Läufer zwei Strecken rausgesucht. Über 8 und 15 Kilometer waren geplant. Sebastian warnte jedoch direkt, dass es sich hierbei nicht um einen kurzen schnellen Lauf handeln wird. Die Kilometer sollten nur zweitrangig sein und der Schnee uns teilweise knietief begleiten.
Aus Sankt Märgen hinaus führte uns die Teerstraße heraus. Es schneite leicht und die Stimmung unter den Läufern war gut. Nach ca. 1,5 Kilometer wandelte sich die breite Läuferschar in einen langen Wurm. Wie an einer Perlenkette aufgereiht stapften wir nun durch ca. 50 cm tiefen Schnee. Nur langsam kamen wir so voran. Jedoch entschädigte dieser verschneite Märchenwald um uns herum für jegliche Anstrengungen. So blieb uns ein Blick auf Sankt Märgen zurück leider verwehrt. Ein Stück weiter im Wald trennte sich die Gruppe auf. Die einen begaben sich direkt in einen Downhill zu den Zweribach-Wasserfällen, die anderen addierten noch einmal 4 Kilometer zu ihrer Runde hinzu.
Ich wählte die lange Runde und nach einiger Stapferei durch den Wald und einen genialen Run über eine tief verschneite Wiese standen auch wir am Beginn des Downhills. Über einen rutschigen Trail ging es hinab zu den Wasserfällen. Diese stürzen, angereichert mit Schmelzwasser, tosend in die Tiefe. Ein geniales Bild. Solche „Geheimtipps“ sucht man oftmals allein vergeblich und ist mehr als dankbar für diese Tipps von Locals. Ein Grund für jeden sich einem solchen Gruppenlauf einmal anzuschließen. Direkt an der Talsohle ging es wieder steil nach oben zurück in den Schnee. Über einen Felsen mit kleiner Klettereinlage landeten wir wieder im hüfttiefen Schnee. Hier war dann auch die Grenze der vierbeinigen Begleiter erreicht. Mit mehreren Personen halfen wir ihm nach oben. Abenteuerfaktor war somit auch abgehakt. Die Gruppe der kleinen Runde hatten wir in der Zwischenzeit wieder eingeholt und gemeinsam kämpften wir uns weiter.
Der Schneefall war inzwischen leider in Regen übergegangen und die Bäume rundherum ächzten unter der schweren Schneelast. Allen Teilnehmern wurde so langsam kalt und man sehnte die warme Dusche im Hirschen herbei. In einer kleinen Hütte mitten im Wald wartete jedoch noch eine kleine Überraschung. Zwei Tüten mit selbst gebackenen Brownies stärkten die Läufer für die letzten Kilometer durch den Schnee.
Auf den letzten 500m schlug das Wetter nochmal den Läufern seine volle Kraft ins Gesicht und alle versuchten so schnell wie möglich den warmen Hirschen zu erreichen. Nach einer Dusche und Klamottenwechsel war die Kälte jedoch schnell wieder vergessen und man tauschte noch die ein oder andere Geschichte bei einem gemütlichen Schwätzchen aus.
Vielen Dank an die beiden Organisatoren Sebastian und Marc. Vielen Dank auch dem Team des Hirschen für das zur Verfügung stellen der Räumlichkeiten und die anschließende Verköstigung. Es war ein rundum gelungener Tag und eine Werbung für jeden, der sich bisher nicht sicher war ob solche Gruppenevents etwas für einen sind. So wächst eine Community und man kann zusammen einfach für einige Stunden Spaß haben und gemeinsam ein kleines Abenteuer erleben.