Zugspitz Ultratrail 2016 – Das Rennen

Der große Morgen des Rennens steht vor der Türe. Eigentlich schlafe ich vor so einem Rennen immer recht nervös und wache früh auf. Doch diesmal ist es irgendwie anders. Ich schlafe tief und fest und erst das Klingeln des Weckers reißt mich früh am Morgen aus dem Schlaf. Ist es so langsam Routine geworden? Ich weiß genau, bzw. glaube zu wissen, was mich bei meinem 3. Zugspitz Ultratrail erwartet. Stumpft man so langsam ab? 100km sind doch noch immer 100km? Nach einem schnellen Toastfrühstück geht es zusammen mit Marcel auch schon zum Musikpavillion. Er ist zum Glück deutlich nervöser auf seiner ersten 100km Distanz und so haben wir zusammen einen guten Durchschnitt an Aufregung.

Angekommen am Startbereich das übliche Prozedere. Schneller Ausrüstungscheck, das letzte Mal auf die Toilette und die bekannten Gesichter begrüßen und Ihnen viel Glück wünschen. Es herrscht ein hektisches Treiben, wenn sich nahezu 700 Läufer und Läuferinnen auf die 100km Runde rund um das Wettersteingebirge machen. Man trifft viele alte Hasen wieder, aber auch „Frischlinge“, die hier ihren ersten Versuch wagen. Kurz vor dem Start erfolgt nochmal das letzte finale Briefing des Veranstalters. Wir dürfen die originale Runde laufen, keine Alternative bis auf ein kleines Stück an der Pestkapelle und dem neuen Streckenabschnitt nach dem Ferchensee. Auch die Wettervorhersage ist besser als zunächst vermutet und verspricht erst am Abend und in der Nacht dann ausgiebige Regenfälle.

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Marcel und ich startklar

Wir reihen uns weit vorne im Starterfeld ein und Punkt 7.15 Uhr ist es dann soweit. Nach dem obligatorischen „Highway to hell“ setzt sich der Starterpulk hinter der örtlichen Trachtenkapelle in Bewegung. Beim Zugspitz Ultratrail gibt es einen neutralisierten Start und erst nach 300m ist die Bahn dann frei. Marcel und ich hatten beschlossen so lange wie möglich zusammen die Strecke zu laufen. Für mich weil ich sowieso auf Tempo gehen wollte heute und für ihn, dass er nicht völlig überzieht am Anfang. Ich habe einen Plan im Rucksack mit den einzelnen Zwischenzeiten. Einmal 13:40 Stunden Zielzeit, völlig unrealistisch im Nachhinein, und 14:18 Stunden. Die Zeiten jeweils aber ausgelegt auf 100km und die ausgeschriebenen 5400 Höhenmeter auf der alten Route.

Das Starterfeld
Das Starterfeld
Das Starterfeld
Das Starterfeld

Die ersten Kilometer führen flach durch Grainau. Überall säumen Menschen den Straßenrand und verabschieden uns auf die lange Reise. Auch viele Läufer der kürzeren Distanzen sind gekommen, bevor der Bus sie dann zu ihren eigenen jeweiligen Startorten bringt. Den ersten kleinen Anstieg aus dem Dorf heraus drücken wir einfach laufend weg und ziehen durch. Nach 2 Kilometer verlassen wir Grainau dann endgültig und biegen auf in den Anstieg zur Höllentalklamm ein. Das erste Mal kommen hier die Stöcke zum Einsatz und das Feld verfällt in den schnellen Gehmodus. Wir sind mitten dabei und drücken aufs Tempo. Unterhalb des Einstiegs zur Klamm zweigen wir auf einen Trail an der Kante entlang ab. Fluffig geht es nun auf und ab. Das Gelände ist sehr gut laufbar und so können wir hier ordentlich aufs Tempo drücken. So fliegen wir weiter in Richtung der ersten Verpflegungsstation am Eibsee. Schon von weitem kündigt sich diese durch laute Jubelschreie an. Wir haben bis hier unter einer Stunde gebracht, wie wir später erfahren auf dem 22. Rang. Niemals hätten wir uns zu diesem Zeitpunkt so weit vorne vermutet.

Hin und wieder wunderschöne Trails
Hin und wieder wunderschöne Trails
Auf der Skipiste nach oben
Auf der Skipiste nach oben

Wir füllen kurz die Getränke nach und machen uns direkt in den folgenden Aufstieg. Es folgt ein heftiges Stück mit 10 Kilometer und beinahe 900 positiven Höhenmetern. Der Weg führt einmal auf, einmal in unzähligen Serpentinen, die Skipisten des Skigebiets hinauf. Wir nehmen etwas das hohe Tempo raus und marschieren dafür in einem strammen Tempo durch. Nur nicht hier gleich übersäuern. Unterwegs genießen wir aber auch den fantastischen Blick auf das Zugspitzmassiv und die Tiefblicke in Richtung Ehrwald. Die Strecke ist in diesem Bereich gnadenlos. Kaum hat man ein paar Höhenmeter hinter sich gebracht und die Waden brennen, jagt ein folgender Downhill einem die Belastung direkt in die Oberschenkel. Über die Skipiste geht es dann steil hinab zur zweiten Verpflegung. Mehr fallend als laufen trudeln wir an dieser ein. Der Weg hinab war über die blanke Piste sehr belastend und wir ließen laufen um durchs Bremsen keine Kraft aus den Oberschenkel zu ziehen. Wir erreichen die Station nach 2:22 Stunden. Wir haben ein paar Plätze eingebüßt und befinden uns mit der Zeit aber noch voll im Zeitplan. Ich merke allerdings, dass ich in meinem Plan einen groben Schnitzer drin habe. Die Zeit an den Verpflegungen ist bei der höheren Temperatur und dem höheren Tempo viel höher als ich letztes Jahr benötigt habe als ich relativ locker durchgelaufen bin.

On the road
On the road
Wir lassens krachen!
Wir lassens krachen!
Blick auf die Zugspitze
Blick auf die Zugspitze

Wir füllen die Vorräte wieder auf und stopfen uns ein paar Wassermelonen rein, die beste Verpflegung die es gibt. Nun wird es wieder etwas trailiger und unser Weg führt uns in Richtung der Ehrwalder Alm. Unterwegs folgt aber auch immer wieder ein kurzes Stück Forststraße auf welchem wir aufs Tempo drücken. Wir haben kaum 25 Kilometer in den Beinen, aber der Schweiß läuft und läuft. Dann folgt wie aus dem nichts der Aufstieg in Richtung Ehrwalder Alm. Eine 90 Grad Kurve läutet diesen sehr matschigen, rutschigen und verdammt kräftezehrenden Trail ein. Es geht steil nach oben und der Boden ist durch die Supertrail XLer schon sehr aufgeweicht. Dank den Stöcken kommen wir aber auch hier ganz gut durch. Oben angekommen führt der Weg auf einer Schotterpiste zur Ehrwalder Alm. Hier ist dieses Jahr, bedingt durch Baumaßnahmen auf Höhe der Pestkapelle, die Verpflegungsstation Nummer 3. Wir haben wieder ein paar Plätze verloren liegen aber noch super im Rennen. Die Zeit passte auch auf diesem Abschnitt wieder nur brauchen wir wieder etwas mehr Zeit an der Verpflegung.

Steil gen Himmel
Steil gen Himmel

Voll ausgerüstet machen wir uns dann auf den neuen Streckenabschnitt. Über die Klämmli Abfahrt geht es erst moderat und dann abartig steil die Skipiste nach oben. Steil gen Himmel über die matschige Piste quälen wir uns nach oben.  Die Panorama Abfahrt zwingt mich dann immer wieder zu kurzen Verschnaufpausen im Aufstieg. Dann mündet der Weg wieder auf die Originalroute und wir betreten den schönsten und alpinsten Abschnitt der Strecke. Weit nach oben sieht man den vor uns liegenden Aufstieg in Richtung Feldernjöchl. Auf der ersten Anhöhe angekommen sieht man den weiteren Streckenverlauf und den Grat zum höchsten Punkt. Der Trail führt uns in einem Halbkreis auf den Grat zu. Ich bin froh dieses Jahr diesen Abschnitt wieder laufen zu dürfen. Es ist einmalig schön und der Kopf schält das erste Mal an diesem Tag komplett ab und ich fliege gefühlt über die als gefährlich ausgeschriebene Passage hinweg. In so einer Umgebung laufen können und dieses Erlebnis mit anderen zu teilen, ist das was für mich das Trailrunning ausmacht.

Auf dem Weg zum Feldernjöchl
Auf dem Weg zum Feldernjöchl
Vor dem Grat
Vor dem Grat
Vor dem Grat
Vor dem Grat
Ein alpiner Trailtraum!
Ein alpiner Trailtraum!

Der Aufstieg über den Grat ist dann komplett in Wolken gehüllt, sodass der grandiose Ausblick welchen man von hier aus hat leider für heute ausfällt. Was ist eigentlich mit Marcel? Der läuft immer noch hinter mir und staunt über die Landschaft oder flucht über die Aufstiege. Er hält sich wacker bei seinem ersten 100er Versuch. Endlich haben wir dann den Grat erklommen. Ein kurzer Gegenanstieg noch und wir stehen am höchsten Punkt des Rennens. Wir halten diesen Moment in einem Bild fest.

Highest Point
Highest Point

Wir sehen ziemlich fertig aus. Nun folgt der wohl spaßigste Teil des Rennens. Vor uns liegt der Abstieg zur Hämmersmoos Alm. Ein riesen Schneefeld liegt allerdings auf diesem Weg. Die Bergwacht hatte Seile gespannt um den Abstieg zu erleichtern. Wir versuchen es im Kilian Style. Füße parallel und ab geht’s. Was ein mega Spaß. Wir werden allerdings zu schnell und es wickelt uns ein paar Mal in den scharfkantigen Schnee. Unten angekommen brennen unsere Oberschenkel wie verrückt und wir sind völlig außer Atem.

Schneefeld Action
Schneefeld Action
Schneefeld Action
Schneefeld Action

Der Rest des Abstiegs ist dann eher gemütlich, wobei man natürlich trotzdem auf seine Füße aufpassen muss. Auf den letzten Kilometern lässt sich Marcel dann immer weiter zurückfallen. Ich ahne schon ihn jetzt gleich zu verlieren. An der vierten Verpflegung an der Hämmersmoos Alm kommt er schon 2 Minuten nach mir an und schickt mich allein weiter. Er will sich ordentlich verpflegen und langsam machen. Wir verabschieden uns und ich habe das dumpfe Gefühl ihn nicht mehr wieder zu treffen, sondern erst wieder im Ziel mit einem DNF. Ich drücke ihm aber gedanklich die Daumen, weiß aber zugleich wie schwer es werden kann wenn man früh in einem so großen Rennen ein Tiefpunkt hat. Wir liegen inzwischen auf Platz 47, zwar viel verloren aber immer noch super im Rennen.

Auf dem Weg zum Scharnitzjoch
Auf dem Weg zum Scharnitzjoch
Auf dem Weg zum Scharnitzjoch
Auf dem Weg zum Scharnitzjoch
Auf dem Weg zum Scharnitzjoch
Auf dem Weg zum Scharnitzjoch
Endlich oben
Endlich oben

Aufgetankt mache ich mich dann allein in Richtung dem zweiten großen Gipfel des Tages, dem Scharnitzjoch. Zuerst führt ein schmaler, wurzliger Trail zur Wangalm. Ich merke hier allerdings auch schon deutlich wie mir vor allem im Aufstieg die Kraft in den Beinen fehlt. In der Ebene kann ich auf den Trails Tempo machen und mich immer wieder von anderen Läufern absetzen, während sie im Aufstieg direkt wieder anschließen können. Der endgültige Anstieg zum Scharnitzjoch ist dieses Jahr schneefrei, dafür umso matschiger. Ich sammle meine Kräfte und kann dadurch vor allem im letzten Teil des Aufstiegs doch noch gut durchgehen. Kurz am Wegweiser abgeklatscht und ich stürze mich in den folgenden Downhill. Dieser ist um Welten besser zu laufen als im vergangenen Jahr als dieser aus einer einzigen Matschpampe bestand und ich mehrmals Bodenkontakt hatte. Aus den Vorjahren weiß ich, dass hier irgendwann das „50km to go“ Schild kommen muss. Dieses Jahr lässt es sehr lange auf sich warten. Erst im Wald kommt es dann endlich und ich ahne schon, dass die Strecke deutlich länger wird.

50 to go!
50 to go!

Am Hubertushof angekommen herrscht ein reges Treiben. Hier befindet sich die 5. Verpflegungsstation und gleichzeitig die Möglichkeit auf ein Drop-Bag zurückzugreifen und die Sachen zu wechseln. Ich habe erst gar keins deponieren lassen, verpflege mich kurz und bin schnell wieder auf der Strecke. Den Medical Check ignoriere ich und er ignoriert mich. Weiter geht es. Unterwegs muss ich 7 Positionen aufgeholt haben und ich kalkuliere im Kopf kurz meine Zwischenzeiten durch. Ich liege ca. 15 Minuten hinter meinem 14:18 ausgelegten Plan. Im Kopf ist mir schon klar, dass diese Zeit bei verlängerter Strecke nicht drin sein sollte. Es folgen nun 10 flache Kilometer bis Mittenwald. Ich lasse es ordentlich laufen und das Getriebe macht auch nach 50 Kilometer einen starken Eindruck. Ich laufe die meiste Zeit allein und kann nur hin und wieder einen 80er einsammeln. Die Sonne brennt auf diesem Stück gnadenlos und ich überhitze viel zu schnell. Über dem Wettersteingebirge braut sich aber schon der Regen zusammen und wie ich später erfahre werden die Teilnehmer die jenseits vom Scharnitzjoch sich noch bewegen bereits mehrfach nass. Nach kurzer Zeit erreiche ich durch die Geisterklamm die sechste Verpflegung in Mittenwald. Da ich weiß, dass es bis zur nächsten nur rund 4,5 Kilometer sind und das Gelände nicht allzu schwer ist fülle ich nur kurz nach und mache mich direkt weiter auf den Weg.

Plötzlich taucht aus dem Wald der traumhaft gelegene Ferchensee auf. Er schimmert in der Sonne und der blaue Himmel und die umliegenden Berge spiegeln sich in seiner Oberfläche. Ich hab das zweite Hoch des Tages und die Gedanken fliegen davon. Wie im Rausch umrunde ich den See und erreiche die vom Finisher Club gestellte Verpflegungsstation 7. Ich bin erstaunt über meine Zwischenzeit, war ich auf dem Abschnitt 5-7 doch die 15. Schnellste Zeit des gesamten Feldes gelaufen. Auch 10 Plätze konnte ich gut machen und ich liege auf einem 30. Platz. Das pusht mich weiter und ich verpflege mich wieder nur kurz. Ein paar Nüsse, ein paar Becher Iso und Cola, Gurken mit Salz und gegen den Geschmack ein paar Scheiben Wassermelone. Unglaublich was für eine Mischung der Magen bei solchen Rennen immer wieder verträgt ohne groß Mucken zu machen.

Ferchensee
Ferchensee

Nun zweigt die Strecke auf den neuen Abschnitt ab. Plan B hatte sich entschlossen uns dieses Jahr den langen Forstweg und den, in den Vorjahren immer extrem rutschigen, Kälbersteig zu ersparen und uns stattdessen über das Schloss Elmau und die Elmauer Alm zur Partnachklamm zu schicken. Nachdem die Strecke die Läufer auf einer Forststraße in Richtung Schloss führte, bogen wir auf einen kleinen Trail ab und landeten fast direkt im wunderschönen Schloss. Das Schloss ist den meisten vermutlich bekannt vom G8 Gipfel welcher hier vor einem guten Jahr stattfand. Am Schloss vorbei führte uns der Weg dann hinauf zur Elmauer Alm. Diese liegt einen guten Kilometer weg vom Schloss auf 1200m Höhe. Ich freute mich auf den neuen Streckenabschnitt und war guten Mutes, als es mir plötzlich den Stecker zog. Wie mit einer Ladung Backsteine auf dem Rücken konnte ich plötzlich nur noch unter schwerster Anstrengung die kleinste Steigung gewältigen. Ich hatte überpaced. Das schnelle Tempo auf den letzten 15 Kilometer zollte nun seinen Tribut.

Ich schleppte mich über die Alternativroute und konnte mich leider nur wenig an den fantastischen Ausblicken auf das Schloss und auf das Wettersteingebirge erfreuen. Zu sehr musste ich mich auf mich selbst konzentrieren um wieder aus diesem Loch heraus zu kommen. Über eine wunderschöne Blumenwiese hatten wir dann endlich den höchsten Punkt des Bergsattels erreicht und der Downhill zur Partnachklamm begann. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte man schon die Partnachalm, gleichzeitig die achte Verpflegungsstation, sehen. Es ging in unzähligen Serpentinen hinab und ich war ziemlich genervt von diesem Stück, da man nicht wirklich hinab kommt und sich der Weg ewig zieht. Wo es ging kürzte ich die Serpentinen ab und endlich erreichte ich die Brücke über die spektakuläre Partnachklamm. Von hier waren es ausgezeichnet noch 1000m bis zur Verpflegung. Leider führten diese fast senkrecht nach oben und zogen sich dadurch zäh wie ein Kaugummi nach oben. Endlich oben angekommen hatte ich es tatsächlich geschafft nur 2 Plätze zu verlieren. Einige Läufer vor mir müssten hier ausgestiegen sein und es folgten hinter mir leider noch viele, für die hier das Rennen zu Ende sein sollte.

Nach einer etwas längeren Verpflegungspause, ich war mir inzwischen im Klaren darüber das jedes Zeitziel sowieso keinen Sinn mehr macht, ging ich dann den letzten Anstieg des Tages an. Die Uhr verriet mir an dieser Stelle schon, dass wir einiges mehr an Höhenmeter zu schlucken haben heute als offiziell ausgeschrieben. Die Elmau Strecke war ein einziges Auf und Ab. Der Weg ist nun erst ein breiter Forstweg bevor es in einen Trail mit unzähligen nicht enden wollenden Serpentinen weiter geht. Mich überholt hier ein Pole und er beschwert sich lauthals wann wir endlich am „fucking top“ sind. Ich sage ihn es geht noch ein bisschen aber er solle laut schreien wenn er oben ist. Ein paar Minuten später brüllt er dann durch die ganze Schlucht in voller Lautstärke „I am on the top!!!“ Ich antworte mit einem lauten „yeaaah!!“ und kurze Zeit später habe ich es auch endlich geschafft am Kreuzeck anzukommen. Im letzten Jahr wurden wir hier wieder hinab ins Tal geschickt ohne den Osterfelder Kopf besteigen zu dürfen. In diesem Jahr ist es anders. Wir dürfen bzw. müssen drüber.

An VP 9
An VP 9

Hier hat mich nun leider auch der Regen erwischt und so schlüpfe ich an der neunten Verpflegungsstation in meine Salomon Bonatti um nicht auszukühlen. Die Stirnlampe lasse ich vorübergehend noch im Rucksack. Der Weg ist nun deutlich leichter zu gehen und so stapfe ich die Höhenmeter zum Osterfelder Kopf recht locker weg. Am Donnerstag war ich das Stück noch in vollem Tempo bergab gerannt. Endlich am Alpspitz Restaurant auf 2033m angekommen habe ich endlich alle Höhenmeter des Tages hinter mir. Denke ich zumindest. Es ist schon gut dunkel und die Läufer um mich herum kramen die Stirnlampe heraus. Ich habe keine Lust darauf im strömenden Regen den Rucksack abzusetzen und beschließe erstmal ohne weiter zu gehen. Ich schalte den Knopf um und mache mich in die letzten 8 Kilometer mit 1300 Höhenmeter bergab. Der Weg ist inzwischen ein einziger Bach und die Schuhe eigentlich mehr ein Filter für das Dreckwasser. Mir ist es egal und ich schmunzel über Läufer vor mir, welche noch versuchen den einzelnen Pfützen auszuweichen. Der Downhill macht mir richtig Spaß und ehe ich mich versehe bin ich schon mitten im Gegenanstieg zum Längenfelder. Ohne Zögern kann ich diesen wegdrücken und weiter geht es über einen komplett gefluteten Trail in Richtung letzter Verpflegung. So langsam ist es stock dunkel und ich muss mich ohne Lampe auf den Weg konzentrieren. Die Resthelligkeit reicht zum Glück gerade noch und ich erreiche die letzte Station. Hier krame ich dann die Stirnlampe raus und verpflege mich nur noch mit einem großen Schluck Cola. Ab jetzt geht nichts mehr schief. Plötzlich stupst mich jemand von der Seite an. Marcel! Er hat es wirklich bis hier her geschafft und steht nun kurz vor dem Aufstieg auf den Osterfelder. Ich freue mich ihn zu sehen, hatte ich keinesfalls mehr mit ihm gerechnet. Wirklich taff der Junge für seine 18 Jahre.

IM ZIEL!
IM ZIEL!

Ich wünsche ihm noch viel Glück und stürze mich mit meinem Scheinwerfer auf dem Kopf (Armytek Wizard Pro v2) in den Jägersteig. Die Strecke ist mir von Donnerstag bestens bekannt und ich setzte die Stöcke ein um ein hoch höheres und sicheres Tempo gehen zu können. Die anderen Läufer hören mich früh und gehen respektvoll aus dem Weg, meistens nicht ohne „unglaublich“ oder „verrückt“ hinterher zu rufen. Da knallt plötzlich eine Sicherung durch und ich fange lauthals an Ballermann Hits zu singen. Mit einem „aber scheiß drauf“ und „Hulapalu“ nehme ich die nächsten Serpentinen wie im Flug. Mein 3. Hoch des Tages und das bisher größte, dass ich bei einem Ultra bisher hatte. Unfassbar was das für ein Gefühl ist. Viel zu schnell ist der Jägersteig zu Ende und spuckt uns am „2km to go“ Schild in Grainau aus. Schon fast etwas wehmütig laufe ich durch die dunklen Straßen Grainaus in Richtung Ziel. Das Ende der Reise stand vor mir. Noch 1 Kilometer, noch 500m, schon höre ich den Sprecher im Zielbereich. Da leuchtet vor mir plötzlich der Musikpavillion und ich springe nach 15:43:37 Stunden über die Ziellinie.

Wieder einmal habe ich das Ziel in Grainau erreicht. Ich bin mega happy und freue mich über einen 35. Gesamtrang. Es war ein tolles Rennen, körperlich zwar oftmals mehr als am Limit aber auch einige geniale Momente unterwegs. Der Kopf heute in einem super Zustand, was mir etwas die Sorge nach dem Rennsteiglauf wieder aus dem Gedächtnis wischt.

Nach knapp 18 Stunden erreicht dann auch Marcel bei seiner Premiere auf 100km völlig fertig das Ziel. Hat er wirklich super gemacht so allein dann auch durch die Nacht zu gehen auf dieser schweren Strecke auf welcher es am Ende knapp 40% DNF Quote geben wird. Die Organisation von Plan B war wieder einmal super und es fehlte unterwegs wirklich an nichts.

Wenn es in die Jahresplanung passt heißt es im Juni nächstes Jahr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder „Auf an die Zugspitze!“

Ausrüstung:

Schuhe: Salomon Sense Pro 2
Rucksack: Salomon Hydrapack S-Lab 12er
Stöcke: LEKI Alu-Lite
Lampe: Armytek Wizzard Pro v2

Zu den Ergebnissen

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4 Kommentare

  1. Hi Lars,
    hat mich gefreut Dich kennenzulernen.
    Vielleicht laufe ich irgendwann auch noch die 100+.
    Momentan stecken mir aber noch die 60+ in den Knochen…
    VG
    Jahn

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