15 Stunden 43 Minuten und 37 Sekunden, 103 Kilometer und circa 5900 positive Höhenmeter. Wie immer nach so einem ewig langen Lauf stehe ich vor dem Problem das Ganze aufs Papier zu bringen. Der Kopf hat einfach Probleme damit die tausende von Eindrücken zu sortieren, sich zu sammeln und die wichtigsten für die Zukunft im Gedächtnis zu behalten. Mental ist man nach so einer Herausforderung eh erstmal komplett durch den Wind. Der Kopf braucht die gesamte Energie den Körper und den Geist durch so eine Belastung zu bringen. Schon die kleinste mentale Schwäche kann direkt zu einer Aufgabe und dem Ende des Rennens führen. Nun ein paar Tage später versuche ich meine Gedanken einmal in Worte zu fassen.
Ich fange ganz vorne an. Am Mittwochnachmittag mache ich mich auf den Weg nach Grainau. Wie auch die letzten Jahre, habe ich vor so einem großen Lauf einfach gerne noch den ein oder anderen Tag vor Ort um nicht vor dem Rennen schon total im Stress zu sein. Gleichzeitig ist es eine tolle Möglichkeit die anderen Mitläufer zu treffen und noch etwas von der genialen Gegend aufzusaugen. Untergebracht bin ich dieses Jahr in einer fantastischen Ferienwohnung mitten in Grainau.
Mehrere Schlafzimmer, großes Wohnzimmer und eine geniale Terrasse mit Blick auf das Zugspitz Massiv (Die Adresse gibt es nur gegen ganz liebes Nachfragen). Der Plan ist am Donnerstagvormittag noch einen kleinen Lauf zu machen um die Beine noch etwas zu lockern. Ich stelle das Auto in Hammersbach ab und will die letzten paar Kilometer des Jägersteigs nach oben laufen. 60 Stunden später werden sich hier tausende Läufer auf ihren letzten Kilometer gen Grainau quälen. Doch ich kann mich nicht zügeln und eh ich mich versehe stehe ich am Restaurant der Alpspitze. 6,5km 1300 Höhenmeter habe ich hier in den Beinen, für eine Abfahrt mit der Gondel bin ich zu stolz und geizig und so laufe ich auch wieder runter.
Den Rest des Tages verbringe ich mit einkaufen und über die Startnummernausgabe bummeln. Am Nachmittag stoßen dann immer mehr bekannte Gesichter nach Grainau hinzu. So langsam verwandelt sich das kleine Dorf in ein großes Familientreffen. Wir reservieren in einer örtlichen Pizzeria einen Tisch direkt an der Leinwand. Schließlich ist neben dem Zugspitz Ultratrail auch noch EM Deutschland-Polen angesagt. Bei Buscetta und Pizza, bei einem auch Pizzas und dem ein oder anderen kühlen Hopfengetränk fiebern wir dem (langweiligen) Spiel hinterher und tauschen uns über unsere Läufe und den Plan für Samstag aus. Es ist immer wieder schön so eine Gemeinschaft zu haben. Das Wetter begrüßt uns an diesem Abend aber draußen auch wieder nur mit Wasser von oben. Nichts Neues und der Wetterbericht für Samstag wird nahezu minütlich von irgendjemand gecheckt. Am Freitagvormittag erwartet uns dann ein traumhafter Blick auf die Zugspitze. Das Wetter entschuldigt sich für das schlechte Verhalten des Vortages. Es ist traumhaft schön. Wir beschließen für alle in der Ferienwohnung zu kochen und machen und somit zuerst auf den Weg noch die ein oder andere Kleinigkeit auf der Expo des Zugspitzultratrails zu besorgen. Leider hat sich Compressport dieses Jahr nicht blicken lassen und so beschließe ich für den Samstag das erste Mal mit Calves von Salomon an den Start zu gehen. Anschließend statten wir dem kleinen Dorfladen noch einen Besuch ab und kaufen das Nudel- und Soßenregal beinahe leer. In der Sonne auf unserer Terrasse werden kurze Zeit später genüsslich 2,5 Kilo Nudeln verspeist, dazu wie es sich gehört noch das ein oder andere bayrische Weißbier.
Trailläufer sind doch immer wieder eine besondere Spezies. Wenn man uns so gesehen hätte, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass dieser Haufen am nächsten Tag zwischen 40 und 100 Kilometer rund um die Zugspitze unterwegs sein will. Man hätte uns wohl eher für ein paar Wanderer im Urlaub gehalten, welche nach ihrer Alibiwanderung hauptsächlich auf Genießen aus sind. Dementsprechend beschloss eine kleine Delegation anschließend noch einen Ausflug nach Garmisch zu absolvieren um den Gelüsten nach einem leckeren Eis noch Herr zu werden.
Am Abend traf man sich dann auf der offiziellen Pastaparty wieder. Bei einem gemütlichen Bier und Teller Pasta, sehr lecker dieses Jahr, lauschte man zuerst den Offiziellen und später der traditionellen bayrischen Folklore, untermalt von den Goaßlschnalzern. Für jede teilnehmende Nation wurde eine Fahne auf der Bühne präsentiert. Sage und schreibe waren in diesem Jahr Teilnehmer aus 50 Nationen an der Zugspitze zu Gast. Insgesamt über 2500 Läufer auf allen Strecken. Ein neuer Teilnehmerrekord. Im Anschluss an die Darbietung fieberten alle nur einem Ereignis entgegen. Das Streckenbriefing inklusive Wetterbericht. Wird es wieder eine Alternativroute wie im vergangenen Jahr geben? Soll es durchgängig regnen? Was tun bei Gewitter?
Doch das Organisationsteam verstand es die gespannt warteten Massen schnell in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Wir sollten die Orginalstrecke laufen können. Regen war für den Abend und die Nacht angekündigt und bei Gewitter würde das Rennen unterbrochen werden, bis das Gewitter vorbei gezogen wäre.
Mit Abschluss des Briefings brach die Menge auf in Richtung ihrer Unterkünfte. Jeder wollte nochmal die Ausrüstung checken und dann noch eine möglichst große Mütze Schlaf abbekommen. Der große Tag des Zugspitz Ultratrails stand schließlich vor der Türe.

Teil 2 mit dem eigentlichen Rennbericht folgt die Tage. Würde mich freuen euch dann wieder als Leser auf meiner Seite begrüßen zu können. Am besten lasst ihr hierfür ein Like auf meiner Facebookseite Trailfieber da und ihr seid sofort informiert wenn der Rennbericht online ist.