Zugspitz Ultratrail 2017 – DNF

Ich fange ganz vorne an. Wie in den letzten 3 Jahren war auch 2017 wieder der Zugspitz Ultratrail 2017 im Juni ein Pflichttermin im Kalender. Eigentlich wollte ich hier dieses Jahr richtig gut an den Start gehen und hatte vielleicht mit einem „Daylight“ Finish geliebäugelt.

Am Donnerstag noch mit Marcel einigermaßen entspannt auf den Wank hoch gelaufen, man muss es ja ausnutzen wenn man schon mal in einer so tollen Gegend unterwegs ist. 

Auf dem Wank

Am Donnerstag und Freitag dann das eigentliche Highlight warum ich jedes Jahr gerne wieder an die Zugspitze fahre. Man trifft sich mit allen Bekannten aus ganz Europa. Überall vertraute Gesichter und nette Menschen. Ich freue mich auf den Start am Samstag morgen, vor allem weil die Wetteraussichten richtig toll aussehen. 

Wie in jedem Jahr: Die Goaßlschnalzer Grainau
Einmarsch der teilnehmenden Nationen
Salomon gibt einen aus!

Samstag morgen klingelt dann der Wecker und ich wache mit riesigen Kopfschmerzen auf. Fuck! Das passiert mir sonst eigentlich nie. Die Stirn ist komplett dicht. Ich frühstücke erstmal und hoffe, dass sich der Schmerz legen wird. Es geht auf zur Taschenkontrolle und dann auch um 7:15 Uhr der stimmungsvolle Startschuss.

Guten Morgen Zugspitz Ultra 2017
Am Start

Durch Grainau kann ich eine gute Pace laufen und auch den ersten Anstieg bis zur Höllentalklamm kann ich gut drücken. Dann aber merke ich es im Abstieg zur ersten Verpflegung. Jeder Schritt bergab schlägt direkt in den Kopf durch. Ich habe hier Position 20 erlaufen und ärgere mich wirklich sehr über meinen Kopf. Auf dem Weg zur zweiten Verpflegung werde ich dann von immer mehr Läufern überholt. Die Skipiste hinab zur zweiten Verpflegung überlege ich schon auszusteigen und mit Jochen von den exito-Gipfelstürmern als Supporter die Runde um das Wettersteingebirge zu drehen. 

Ich hadere lange mit mir und verbringe eine gefühlte Ewigkeit in der Verpflegung. Dann schafft es aber Lisa und der ein oder andere Läufer doch mich nochmal zum weiterlaufen zu überreden. Der Kopf wird leider nicht besser, das kann auch die super Aussicht an diesem Tag nicht wegmachen.

 

Auf dem Weg zur dritten Verpflegung läuft es dann wieder etwas besser. Es geht nicht mehr bergab. Doch meine Gedanken hängen am Abstieg vom Feldernjöchl. Ich bleibe auf der Strecke stehen und überlege was ich nun mache. Gehe ich zu Fuß hinab nach Ehrwald, organisiere mir eine Rückfahrt und steige offiziell aus? 

Auch die Aussicht kann es heute nicht retten

Ich beschließe aber bis zur dritten Verpflegung noch weiter zu machen. Den Weg zur Bergstation gehe ich nur noch, eigentlich ist dieser super laufbar, aber ich habe im Kopf schon aufgegeben. Das wird heute nicht mehr besser. An der dritten Verpflegung Pestkapelle angekommen klage ich über meine Probleme und bekomme eine Schmerztablette angeboten. Das allerdings mache ich nicht. Zu weit ist die Strecke noch mit 70km und außerdem ist mir hierfür meine Gesundheit zu wichtig um das Risiko einzugehen. 

War ich zuvor mir sicher hier auszusteigen kommt nun für kurze Zeit ein „Fuck off“ Gefühl und ich packe nach nur 2 Minuten an der Verpflegung meine Sachen und stapfe in den Aufstieg zum Feldernjöchl. An einigen Mitläufern vorbei denke ich mir „Dann wander ich den Mist jetzt halt!“. Leider hält dieser Zustand nicht lange und bereits einen Kilometer weiter oben kehren die Schmerzen wieder zurück. Ich war mir spätestens jetzt sicher, dass es so nicht 70km weiter gehen kann. Ich drehte meine Startnummer nach hinten unters T-Shirt und begann den Abstieg wieder runter zu stapfen. Der übelste Moment in meinem Läuferdasein bis hierhin. An der Verpflegung wieder angekommen, meldete ich mich bei der Bergwacht ab und begab mich in den Schatten. Ich sollte einige Zeit warten, ob es noch andere Aussteiger gibt und dann würde ich zurück gefahren werden. An der Station trudelten nach und nach bekannte Gesichter ein. Jeder war sichtlich geschockt mich zu diesem Zeitpunkt hier stehen zu sehen und ich erntete viele aufmunternde Worte. Weh tat es trotzdem hier nun zu stehen und nicht zu finishen. Das zweite DNF in meiner Läuferkarriere. 

Ich hänge die Stöcke für heute an den Nagel

Als ich dann wieder in Grainau zurück war, hier ein besonderes Lob für die Veranstalter für den super organisierten Rücktransport, ging es nach einer Dusche ab in den Zielbereich. Das wollte ich mir trotz den Kopfschmerzen nicht nehmen lassen. Marcel war auch schon da und nach seinem 8. Platz im Basetrail, auf dem Gipfel kam er noch als 4. durch, entsprechend happy. Wir beklatschten einige Zeit lang die Finisher der kurzen Distanzen und machten uns dann auf den Weg der Strecke entgegen. Melanie war heute auf ihrem ersten Traillauf unterwegs, dem Basetrail, und sollte demnächst das Ziel erreichen. 
Mit 6:08 Stunden tat sie dies dann auch erfolgreich. Wie es ihr erging, könnt ihr in ihrem Bericht nachlesen.

Melanie im Ziel

Ich war immer noch sichtlich geknickt von meinem Aussteigen. Wir beschlossen aber Tina und Gerd zumindest auch im Ziel zu empfangen. Also ab ins Bett und den Wecker auf drei Uhr gestellt. Als der Wecker uns aus dem Schlaf reißt, checke ich kurz das Livetracking. Ok beide waren bei der letzten VP durch, also auf zum Ziel. Überglücklich laufen die beiden gemeinsam nach 20:57 Stunden ein und ich überlege kurz ob ich nicht auch einfach hätte durchziehen sollen. Aber jetzt war es sowieso schon zu spät. 

Am nächsten Morgen geht es dann nach der Siegerehrung und dem gemeinsamen Finisherfoto, ohne mich, wieder zurück gen Heimat. 

Die exito-Gipfelstürmer Finish-Crew
Finisher Foto
Drei stolze Finisher (+Gerd im Bett)

Im Nachhinein muss ich natürlich sagen, dass es richtig war auszusteigen. Eine Schmerztablette nehmen und weitermachen auf diese Distanz war für mich keine Option. Dies gilt vor allem bei einem Rennen, welches ich schon drei Mal finishen konnte. Wäre ich nun am anderen Ende der Welt ein einmaliges Rennen gelaufen, ich hätte wohl anders entschieden. Dennoch wurmt einen ein solches DNF natürlich schon. Aber andererseits ist die Motivation für nächstes Jahr nun natürlich jetzt schon riesig wieder zurückzukommen und das Ziel wieder zu erreichen, vielleicht auch mit dem erwünschten „Daylight“ Finish.

In den Tagen danach war ich mir nicht ganz sicher wie ich jetzt weitermachen soll. Nach dem tollen Frühjahr steckte ich ein bisschen in einer Gedankenkrise. Sollte ich den Sommer über weiter machen wie im Frühjahr mit vielen Wettkämpfen, Ultras und Trailtouren oder aber mal wieder richtig trainieren und auf der Straße nochmal richtig „einen raushauen“. Wenn man das ganze bildlich sieht habe ich die letzten 6 Monate von meinem Kraftkonto nur abgehoben. Viele Wettkämpfe, lange Touren aber kaum noch strukturiertes Training. Es war also eigentlich an der Zeit mal wieder was in dieses Konto einzuzahlen. 

Wie ich mich entschieden habe und wie der Plan und das Ziel nun aussieht, könnt ihr dann im nächsten Artikel lesen. 

Bis dahin: Geht raus und tollt einfach eine Runde durch die Natur! #timetoplay  

Wir sehen uns 2018!

1 Kommentare

  1. Schön geschrieben Lars, ich ziehe meinen Hut vor Dir. Eine solche Entscheidung zu treffen ist nie einfach egal bei welchem Lauf, dafür hast Du meinen allergrößten Respekt.
    Es kommen auch wieder bessere Zeiten.
    Gruß Daniel

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